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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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Eine neue Donaumündung.

lang schien man in Bukarest ziemlich ernsthaft daran zu denken, sich durch die Ableitung der Donau bei Czernawoda ins Schwarze Meer eine eigene von der Europäischen Commission unabhängige Donau­mündung zu schaffen und bereits hatte der Ingenieur Gueracino in Aüstendsche ein Projekt ausgearbeitet, welches die Sache plausibel zu machen suchte. Danach würde die Aussührung des Canals nur auf unbedeutende Schwierigkeiten stoßen und die Länge desselben nur 60 bm betragen, wovon ^5 km nahezu eben und nur s5 coupirt sind, wo­gegen aber 350 l<m Strom und 200 l<m See, also zusammen 35 bm Schifffahrt für die s)roducte beider Ufer Czernawoda ab­wärts erspart würden, abgesehen von den politischen, commerciellen und finanziellen Vortheilen, welche aus der Durchführung des Projekts für das Land und insbesondere für die Dobrudscha entstehen müßten. Bei dem Wasserreichthum der Donau würden die natürlichen Mündungen derselben keinesfalls trocken gelegt werden. Bekanntlich vermittelt bereits eine vielbefahrene Eisenbahn diese kürzeste Verbindung der Donau mit den: Meere, ohne indessen den Massentransporten den ge­waltigen Umweg über die nördlichen Mündungen zu ersparen. Schon im Jahre s878 war ein ähnliches Projekt von einen: Wiener Eonsortium der rumänischen Regierung unterbreitet worden, welches von derselben die Garantie für eine vierprocentige Verzinsung des Actiencapitals von 30 Millionen Francs ansprach. Damals erklärte sich die Donau- Dampfschifffahrts - Gesellschaft bereit, einen Theil der zu emittirenden Actien zu übernehmen. Da jedoch die Städte Galatz und Braila gegen das erwähnte jDroject Protest erhoben, weil dasselbe ihren Handel gänzlich zerstören würde, wurde das Aroject von der rumänischen Regierung abgelehnt. In Wien wie in Budapest war man dem sDroject günstig gesinnt und schon lange der Ansicht, daß der Ausbau eines Donaukanals von Ezernawoda an's Meer nur eine Frage der Zeit sei und über kurz oder lang verwirklicht werden werde. Derselbe würde politisch wie wirthschaftlich betrachtet für Rumänien ungemein vortheilhaft, für Mitteleuropa dagegen mindestens nicht nachtheilig sein, vorausgesetzt, daß dessen Verbindungswege nach den Balkanländern verbessert und vermehrt werden. Vorerst hat man sich in Bukarest indeß entschlossen, von der Concession und Anlage dieses Donau­mündungskanals abzustehen, da derselbe sowohl der Staatseisenbahn­strecke Aüstendsche - Czernawoda wie den aufblühenden rumänischen Donauplätzen Galatz und Braila empfindlichen Abbruch thun und ferner mehr der k. k. priv. Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft als der rumänischen Donauschifffahrt zu Gute kommen würde, welch' Letztere ohnehin gegen die überlegene Aonkurrenz nicht aufzukommen vermag.