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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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Zur Entwickelung der Donauschifffahrt.

ZU römischer Zeit und auch in späteren Jahrhunderten hatte die 3ur Donau ohne Zweifel einen verhältnißmäßig stärkeren Verkehr auszu- Entwickelung weisen, als in der Gegenwart. Auf der oberen Donau führten die Römer von den Alpengegenden her nothwendige Verkaufsgegenstände stromabwärts, namentlich Salz, Eisen und Waffen. Gegenüber der Aostspieligkeit, Unsicherheit und Langwierigkeit der Landbeförderung bot damals und noch späterhin die Wasserstraße trotz aller Schwierigkeiten der Schifffahrt Vortheile, welche heute unter gänzlich veränderten Han­dels- und Verkehrsverhältnissen gar nicht mehr in's Gewicht fallen können. Dazu war den Römern ein großer Theil der Donau Grenze,

Wall und Graben zugleich gegen die Völker des Nordens. Drei Flotten waren zu Vertheidigungszwecken oberhalb Wien aufgestellt. Längs des Stromes erstanden Anstelle, Aolonien, Munizipien, Straßen, Ueber- gänge, Aanäle. Line Heerstraße führte vom Ufer der Donau von Regensburg bis zum Schwarzen Meer. Zahlreiche Ueberreste dieser Werke zeugen noch heute von römischer Thatkraft. Im Jahre 360 schiffte sich Aaiser Julian mit 3000 Wann auf der oberen Donau nach dem Osten ein. Doch mit dem Römerreich verfiel auch die Donauschifffahrt.

Einem verheerenden Sturmwind gleich kam die Völkerwanderung über die Donau, und just sie, die Trägerin von Verkehr und Aultur, sollte den andrängenden Barbaren den breitesten Thalweg in das Abend­land öffnen. Von wilden Stämmen wüßte die Donau aus jener dunklen Zeit zu erzählen, aber auch von Helden, von den Hunnen, von den Nibelungen.

Jahrhunderte brauchte das Abendland, um seine Volkswirthschaft zu neuen Schöpfungen zu kräftigen. Langsam regte sich's wieder auf dem Donaustrom. Allgemach verkehrten Handelsschiffe auf der Donau.

Nach Byzanz brachten sie abendländische Erzeugnisse für das Morgen- land, nach Lorch am Ausfluß der Enns morgenländische Aunst- und Naturprodukte für ganz West- und Nord-Europa, doch nur in kleinen Mengen, als Gegenstände kostspieligen Luxus und Genusses, u. A. Lor­beerblätter, Saffran, Haselnüsse, Oele, Lackritz, Pfeffer, Ingwer, Gewürz- Nelken, Muskatnüsse, Galganwurzel, Aümmel, Rohseide, seidene Ornate, Purpurmäntel, Goldstoffe u. s. w. Im Austausch hiergegen lieferte das Abendland, zunächst Oesterreich, Deutschland und Holland, nach dem Orient Waffen, Eisen, Nutzholz, Wollgewebe, Scharlachtücher,

Gold, Silber u. A. m. Aremser Zolltarife aus den Jahren und erwähnen gar als Ausfuhr-Artikel nach Aonstantinopel

wendisch-slavische Mädchen. Im zwölften Jahrhundert mag das Han­dels- und Verkehrsleben auf der Donau in Folge der ersten Areuzzüge den raschesten Aufschwung genommen und seine größte Blüthe entfaltet