Tarifverhältnisse.
23
Handels- und Gewerbekammer in Wien darauf näher eingegangen worden. In dem umfangreichen Referat ihres Mitgliedes, des Herrn Wolfbauer, über die Donau vom Jahre s8?9 wird Oesterreich-Ungarns Bedürfniß als ein immer dringenderes anerkannt, namentlich in der Richtung von Westen nach Osten durch billige Frachten das Absatzgebiet feiner Erzeugnisse zu erweitern und von Osten nach Westen neben der Belebung eines Transitverkehrs den Export der Landesprodukte zu behaupten, und dabei die Thatsache beklagt, daß zum großen wirthschast- lichen Nachtheile Oesterreich-Ungarns auf der Donau die Schiffsahrt keine so billigen Frachtsätze gewähren kann, wie anderwärts aus regulirten Flüssen. Während die mittleren Frachtsätze der Dampf- und Aetten- schisffahrtsunternehmungen aus der oberen Seine per Meter-Zentner und Ailometer etwa ^4 h>fg., aus der Elbe und dem Rheine etwa Asg. betragen, beziffert sich der mittlere Frachtsatz der Ersten Donau-- Dampsschifffahrts-Gesellschast aus über 2/g j)sg.
Welche Wirkung diese Zustände haben, lehrte das aus dem Wiener Donautag vom 8. Mai ^880 von Herrn Gustav Mayer in Ulm vorgetragene Beispiel, wonach die Fracht für Stärke von Ulm nach Wien mit Ruderschiff und von da mit Dampfer über die Sulina- mündung nach Aonstantinopel auf ^ Mk. 27 hffg. zu stehen kam, während dieselbe von Ulm über London nach Aonstantinopel nur 5 Mk. ^8h>sg. für W0k§ betrug, wie nachstehende Berechnung zeigt:
von Ulm bis Wien . . . . 2,35 Mk. „ Wien bis Sulina . . . „
„ Sulina bis Ronstantinopel ^,so „ zusammen ,4,27 „
von Ulm bis Mannheim . . i,o 8 Mk. „ Mannheim bis London . 1,60 „
„ London bis Konstantinoxel 2,50 „ zusammen 8 ,p „
Anderweiten Mittheilungen zufolge soll die Fracht von Budapest nach Giurgewo-Rustschuk-Bukarest bis über das Doppelte hinaus höher sein als von einem schottischen oder englischen Hasen seewärts bis Braila- Bukarest, so daß Waarensendungen aus letzterem Wege überlegen kon- kurriren können.
So erklärt es sich einigermaßen, wenn der größte Theil des Güteraustausches zwischen Süd- und West-Deutschland und den Donauländern nicht über die natürliche und gerade Wasserstraße zieht, sondern den großen Umweg über das Mittelmeer aussucht, weil derselbe wohlfeiler ist, und hierdurch wird auch die Thatsache begreiflich, daß zum großen Schaden des österreichisch-ungarischen Transithandels die bedeutenden Getreidemengen, welche alljährlich in den Häfen der unteren Donau zur Verladung gelangen, die kostspielige Reise stromaufwärts vermeiden und durch das Schwarze und Mittelländische Meer nach den westeuropäischen Staaten bis in die oberen Donaugegenden ziehen. Aus den