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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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Die Aettenschifffahrt. 27

ab mittels Aette die Schifffahrt zu betreiben,in hohem Grade aner­kennenswert!)."

Für die Errichtung der Aettenschifffahrt von Ulm bis N)ien sind die Aosten auf 5 Millionen Gulden veranschlagt worden. In Bezug auf die Verkehrsaussichten derselben ist erwähnenswert!), daß im Jahre s 879 allein von der Donau-Dampfschifffahrts-Gesellfchaft in Hasfau s i /4 Millionen Zentner Güter, darunter 800 000 Zentner Getreide nach der Schweiz und Süd-Frankreich, der Eisenbahn zur Weiterbeförderung übergeben wurden, daß ferner der gesammte Frachtverkehr der Haupt­stationen Hassau (3I5 UM. Ztr.), Simbach (s,2^ Mill.), Regensburg (3,3 UM.), Ulm (2,3 f Mill.) sich im Jahre H879 aus 9,73 Millionen Zentner beließ Man rechnet hauptsächlich aus die Beförderung von Getreide und Aohlen, letztere von Deggendorf, wohin sie von Hülsen her verfrachtet werden.

In den deutschen Donaustädten ist man der Aettenschifffahrt durch­weg günstig gesinnt, vornehmlich auch in dem maßgebenden Regens­burg, dessen Handels- und Gewerbekammer in ihrem Bericht für f878 bis f880 die Vortheile der Aettenschifffahrt für die Hebung des Verkehrs anerkannt hat. Freilich erhoben sich aus der Mitte der Aammer auch Bedenken dagegen, namentlich der Schwierigkeiten halber, welche aller­dings nur mit Hilfe oder wohlwollender Förderung des Staates über­wunden werden können. Die Ungewißheit über die Stellung der be- theiligten Staatsregierungen zu dem Hrojekte, die Unkenntniß der Ver­hältnisse der Donau über Fluthengang, Gesäll, Aiesablagerungen rc., die gegründeten Zweifel bezüglich einer unter den drückenden Finanz­verhältnissen zu erwirkenden staatlichen Zinsgarantie, die als unerläßliche feste Basis für das ganze Hrojekt betrachtet wurde, veranlaßten die Regensburger Aammer, sich im April H880 mit einer diesbezüglichen Anfrage an das bayerische Staatsministerium zu wenden. Diese Anfrage ist unbeantwortet geblieben, ein Umstand, welchen die Regensburger Aammer wohl nicht unrichtig deutete, indem sie beschloß, sich an den weiteren Bestrebungen zu Gunsten einer deutschen Donau-Aettenschiff- fahrt nicht mehr aktiv zu betheiligen. Wie es scheint, fürchtet Bayern durch Begünstigung der Aettenschifffahrt die Interessen seiner Eisen­bahnen zu beeinträchtigen, obschon Letzteres nach den bisherigen Er­fahrungen gar nicht oder nur theilweise der Fall sein wird, weil die billigere Transportgelegenheit neue Transporte besonders an Massenartikeln schafft und dadurch für dasjenige Quantum, welches sie auf der einen Seite viel­leicht den Eisenbahnen entzieht, ihnen auf der andern Seite wieder ein Aequivalent zuzuführen pflegt und weil die Schifffahrt selbst bei den günstigsten lokalen Bedingungen nur einen Theil des Jahres hindurch