Dokument 
Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
Entstehung
Seite
30
Einzelbild herunterladen

30

Oesterreich und die Donau.

lange Zeit ein Einvernehmen nicht hergestellt werden konnte. Letztere hatte sich zwar bereit erklärt, die Regulirung des Eisernen Thores auf eigene Kosten durchzuführen; sie hatte sich aber gleichzeitig auf den Standpunkt gestellt, daß diese Regulirung, welche auf ungarischem Territorium vorgenommen werde, eine rein ungarische Angelegenheit sei und sich jeder österreichischen Einflußnahme entziehe, so daß Ungarn bei der Abfassung des technischen Projektes und der höhe der zukünftigen Schiffsahrts-Gebühren nach seinem freien Ermessen ohne die Zustimmung Oesterreichs vorgehen könne. Und mit dieser Anschauung ist die ungarische Regierung bei den letzten Nlinisterkonserenzen zu Ansang Juni s883 in Men im Wesentlichen durchgerungen. Es handelt sich nunmehr um die Inangriffnahme der Regulirungsarbeiten am Eisernen Thor, welche die ungarische Regierung nicht selbst in die Hand nehmen, sondern mit der Erhebung der Passagegebühren nach Beseitigung der Hinder­nisse als ein selbständiges Geschäft einem Unternehmer übergeben will. hierzu haben sich denn auch bereits verschiedene Spekulanten gemeldet, u. A. eine französische Finanzgruppe und eine Wiener Bank, denen es natürlich mehr um die Finanziirung mit obligater Agiotage und Gewinn­betheiligung, als um die reelle Durchführung der Regulirung selbst zu thun ist. hoffentlich ist man in Budapest diesen Leuten gegenüber endlich klug geworden und überträgt, was jeder Kenner der Verhält­nisse als das Beste und einzig Richtige bezeichnen wird, die Regulirungs- Arbeiten am Eisernen Thor der Donau-Dampfschiffsahrts-Gesellschaft, deren Direktor Ritter von Tassian seit Jahren die erforderlichen Vor­arbeiten hat machen lassen und selbst ein Projekt zur zweckmäßigsten Ausführung der Arbeiten entworfen hat. Bessere Sachverständige und erfahrenere Praktiker, als die Donau-Dampfschiffsahrts-Gesellschast, hat offenbar kein zweiter Unternehmer auszuweisen, und man würde in Budapest einen großen, vielleicht irreparablen Fehler begehen, wollte man aus irgend einem Grunde einen anderen Unternehmer vorziehen. Darf doch der Staat vertrauensvoll zur Donau-Dampfschiffsahrts-Gesell- schast sagen:Tua. res a§itur."

Oesterreich hat sich der Donau gegenüber auch in diesem Punkte große Versäumnisse zu Schulden kommen lassen; es hätte die Regulirung des Eisernen Thores nicht fort und fort als eine internationale An­gelegenheit betrachten dürfen, da dieses Werk doch von Anfang an in seinem nationalen Wirthschaftenteresse gelegen war. Eine zielbewußte Staatsleitung würde dafür Sorge getragen haben, daß die Balkanländer zunächst mit ihren natürlichen Nachbarn in Verbindung gebracht worden wären, bevor Engländer und Franzosen sich ihnen nähern durften, daß erst das Eiserne Thor gesprengt worden wäre, bevor man an die