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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
Entstehung
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Europa und die Donau. 3f

Ausbaggerung des Sulina-Armes ging, daß von Mitteleuropa her der Ausbau der türkischen Bahnen begonnen hätte anstatt von der ent­fernten Leeseite. In diesem Falle hätte es seine Forderungen aus Theilnahme an der Ueberwachung der unteren Donau mit gewichtigeren und vermuthlich ausschlaggebenden Gründen unterstützen können.

In einer der Ätzungen des Berliner Friedenskongresses vom Jahre s878, bei Berathung der Artikel 5257 des Berliner Bertrages, ergriff der deutsche Reichskanzler das Wort und bemerkte in Bezug aus die Stellung des Deutschen Reiches zur Donau, daß die Ansicht, welche die Donau als die große Berkehrsader des deutschen Handels mit dem Orient darstelle, auf einer Fiction beruhe, da die deutschen von Regensburg donauabwärts gehenden Schiffe keine deutschen Waaren nach dem Orient exportirten. Einst, zu den Zeiten des deutschen Bundestages, liebte man es in Frankfurt a. M. von österreichfreund- licher Seite, die Donau als die Lebensader des deutsch-orientalischen Verkehrs zu bezeichnen. Mit Recht denkt man im neuen Deutschen Reiche kühler darüber und hat auch bei der jüngsten Erörterung der Donau­frage auf der Londoner Konferenz vom Februar und März s883 eine theils zurückhaltende, theils vermittelnde Stellung eingenommen, da unmittelbare eigene Interessen nicht in Frage standen. ^

Dennoch hat auch die Donaufrage für das Deutsche Reich ihre Bedeutung, wie Alles, was im Orient vorgeht, weil dort eben überall europäische Interessen in Frage kommen. Um die Donau wird ge- kämpft, wie ehedem um den Rhein, wenn auch mehr mit Noten als mit Kanonen. Zunächst handelt es sich um die Donaumündungen. Bis zum Krimkriege in russischer Gewalt, wurden sie vernachlässigt und verlandeten, um die Entwickelung der Schifffahrt zu hemmen. Im jDariser Frieden von t856 wurde Rußland verdrängt, und an seine Stelle trat eine neue Macht, welche sich in ihrer Solidarität früher kaum gekannt hatte: Europa. Es beseitigte mit der Versandung des Stromes die Unfreiheit der Schifffahrt, es belebte auf der Donau den Verkehr und schuf in den Uferländern den Handel. Ein vielverheißender Auf- und Umschwung vollzog sich in den Ländern der unteren Donau und brachte sie den europäischen Völkern näher, freilich auf dem Um­wege zur See, um halb Europa herum, wie die statistischen Ausweise an der Sulina-Mündung zeigen.

Zur Orientirung über die Donaufrage, wie sie von der Londoner Konferenz des Jahres ^883 übernommen wurde, ist es unumgänglich, auf die Europäische Donau-Kommission und ihre Entstehung und Ent­wickelung zurückzugehen.

Europa

und

die Donau.