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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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Europa und die Donau.

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Beschlüsse der Gemischten Aommission zu verlangen das Recht und die Freiheit der Schifffahrt zu wahren die Pflicht hat. Oesterreichs For­derung, in dieser Aommission den ständigen Vorsitz zu führen oder im alphabetischen Turnus dazu delegirt zu werden, wurde auf den Protest, namentlich Rumäniens, hin abgelehnt, welch' Letzteres überhaupt gegen jede andere als europäische Heranziehung Oesterreich-Ungarns zur Aom­mission auch nach den Beschlüssen der Mächte mit großer Entschieden­heit opponirte. Da an eine Exekution gegen Rumänien nicht wohl zu denken ist, so würde bis auf Weiteres auf die Einsetzung und Wirksam­keit der Gemischten Aommission nicht zu rechnen fein.

Was man in Rumänien fürchtet, ist der präponderirende Einfluß Oesterreich-Ungarns auf der Donau, insbesondere auf die Schifffahrt unterhalb des Eisernen Thors, wo allerdings die österreichische Donau- Dampfschifffahrtsgesellschaft, welche die Donau erst zu einer großen Verkehrsstraße geschaffen hat, trotz aller Maßregelungen, ja selbst Thikanen der rumänischen Behörden, eine so bedeutende Stellung inne hat, daß sie jede Aonkurrenz rumänischerseits zu erdrücken vermag. In einer durch Indiskretion veröffentlichten Depesche der rumänischen an die englische Regierung aus dem Jahre s88s wurde Oesterreich be­schuldigt, die Oberherrschaft über die untere Donau anzustreben und durch seinen Widerwillen, die volle Freiheit der Schifffahrt anzuerkennen, wie durch die Bevormundung, welche es ausüben wolle, den politischen und wirthschaftlichen Fortschritt nicht minder wie den europäischen Handel zu bedrohen.Indem es sich einer der Hauptstraßen des Orients bemächtigt, würde Oesterreich seine mächtige Schiffsahrts-Ge- sellschaft zum Nachtheile der übrigen Marinen begünstigen. Es würde ihm auch gelingen, die Einfuhr der Erzeugnisse des Westens in das große Becken der unteren Donau zu behindern, um daselbst das Monopol seiner Erzeugnisse festzusetzen." Schließlich wurde an die Intervention Englands appellirt mit dem Hinweis, daß die Marine und die Industrie Englands vor Allem in hohem Grade an der Wohlfahrt dieses Theiles des Orients interessirt seien.

Bedeutsamer war die andere Aufgabe der Londoner Aonferenz, den Fortbestand der Europäischen Aommission auf längere Zeit durch­zusetzen, und in dieser Beziehung haben die Westmächte, zunächst England, erreicht, was sie anstrebten: die Verlängerung der Vollmachten für einen Zeitraum von einundzwanzig Jahren, bei stillschweigender Verlängerung nach Ablauf desselben, und die Erweiterung der Jurisdiktion dieser Aommission von Galatz bis Braila, wodurch die Freiheit der Donau- schiffsahrt auf lange Zeit hinaus gesichert erscheint, wenn nicht unvor­hergesehene Zwischenfälle eintreten. Allein die Fortexistenz der Euro-