Europa und die Donau.
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um dann erst wiederum stromabwärts bei Sulina in das Schwarze Meer einzulaufen, wie dasselbe auch mit den aus Reni, Ismail und Ailia kommenden Schiffen geschehe, wie in allen Fällen die Schiffe über Sulina, anstatt über Ailia in das Meer auslausen. Aus Grund der technischen Untersuchung durch Sachverständige erklärte damals der russische Gouverneur den Ailia-Arm genügend breit, tief und gerade, um derart regulirt zu werden, daß die relativ schmalere, seichtere und gewundenere Sulinamündung für den Seehandel an Bedeutung verliere, ja sogar mit der Zeit für denselben ganz entbehrlich gemacht werde. Durch die Tage der Dinge, meinte der Gouverneur, werde der russische Seehandel beträchtlich gefährdet, zunächst deßhalb, weil die russischen Schiffe bedeutende Aasten für die Durchfahrt bei Sulina zu Gunsten der internationalen Donaukommission tragen müssen, in zweiter Linie wegen des bedeutenden Schadens, welchen die russischen Maaren dadurch erleiden, daß sie einen doppelten Aurs, nämlich einmal stromaufwärts bei Galatz und dann stromabwärts über Sulina, anstatt des einzigen Meges über die Ailiamündung in das Schwarze Meer zu machen haben. Da aber die Ailiamündung durch Sandbänke in einer Länge von etwa blos einer halben Merst die Schiffsahrt unmöglich mache, stellte er folgende Anträge: die Sandbänke bei der unmittelbaren
Mündung bei Ailia zu entfernen, um eine größere Tiefe als die jetzige, die blos 7 bis 8 Fuß beträgt, zu erzielen, und 2. die Stadt Ismail mit der Galatz-Bender Eisenbahn zu verbinden. Nach Verwirklichung dieser zwei Anträge werde die russische Stadt Ismail, statt wie bis jetzt Galatz, zum wichtigsten Handelspunkt werden, wo die sowohl mit dem pruthflusse kommenden Schiffe, als auch jene von Bessarabien umgeladen werden. Außerdem werde Rußland von jeder Abhängigkeit von der internationalen Donaukommission und hauptsächlich von den: dominirenden Einflüsse Oesterreichs und Rumäniens ganz befreit. Behufs Verwirklichung dieser seiner Pläne hat sich Rußland nunmehr freie Bahn geschaffen.
Da alle Arbeiten Rußlands im Ailia-Arm unter der Aufsicht der Europäischen Aommission gemacht werden sollen und letztere überdies die Jurisdiktion und Zollerhebung in: Hauptstrome über alle Schiffe besitzt, ob dieselben aus dem Ailia- oder aus den: Sulina-Arn: kommen, so glaubten die Mestmächte, Rußlands Forderungen erfüllen zu sollen, obschon zu befürchten bleibt, daß es Rußland nicht nur darum zu thun ist, zwischen Galatz und Odessa einen kürzeren Meg herzustellen und die Interessen seiner Donaustädte Reni, Ismaila und Ailia zu wahren, sondern daß es vielleicht daraus ausgeht, durch Ableitung des Donauwassers in die Ailiamündung, wie sie nach der Ansicht von