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andere neuere Beschreibungen, welche diesen Stoff mit weit mehr Gründlichkeit behandeln, als ich es zu thun im Stande bin.
In die großen Lobsprüche des letztverstorbcncn Vizckönigs, welche ich nach meiner Heimkehr in einigen deutschen Zeitschriften — hauptsächlich aber in der Jllustrirtcn Zeitung pom 17. April 1852 — gelesen habe, kann ich nach Dem, was ich in Egypten selbst über Aabahs gehört habe, nicht mit einstimmen. Man war in Egypten ganz anderer Ansicht, als der Berichterstatter der leipziger Jllustrirten Zeitung und fürchtete seit seinem Regierungsantritte für das Wohl des Landes. Es ist sehr richtig, daß er von den Generalkonsuln der europäischen Mächte leichter zu lenken war, als seine ruhmreichen Vorfahren (die als charakterfeste Männer in der Geschichte dastehen); ob er aber aus eignem Antriebe jemals Etwas zum Besten des Landes gethan hat, ist eine Frage, welche ich nicht mit Ja beantworten möchte. Die erwähnte Zeitschrift, welche seines Lobes voll ist, giebt zugleich ein wohlge troffen es Portrait dieses Mannes, was sie füglich hätte unterlassen sollen, weil sie dadurch gewiß jeden Physiognomikcr in die Verlegenheit gebracht hat, den vergeblichen Versuch zu machen, Portrait und Biographie in Einklang zu bringen. Die Gesichtszüge des Pascha ähnelten denen eines gemeinen Fcllah außerordentlich und in der That strafte sein Charakter „den Spiegel seiner Seele" nicht Lügen.
Aabahs-Pascha war der vollendetste Wüstling. Er stöhnte einem, leider oft die Tugenden des Türken in dunklen Schatten stellenden, schon von den alten Griechen tief verabscheuten Laster, in einer so stechen Weise, daß er sich bald die Verachtung aller sittlichen Europäer zuzog. Er war schamlos genug, mit einem zahlreichen Harehm kleiner, in die Tracht der Frauen gekleideten Knaben Egypten zu durchziehen (September oder Oktober 1849) und gab durch diese Verhöhnung aller Gesittung den Lastern des Volkes nur neue Nahrung. Um die Regierung seines Landes bekümmerte er sich nur wenig oder gar nicht und griff, wenn er es wirklich that, störend in den Gang derselben ein. Er schickte seine treue- sten Diener in die Verbannung, entsetzte die geachteten Offiziere, mit denen der tapfere Jbrahihm-Pascha die hohe Pforte erzittern