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Zweiter Theil
Entstehung
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Thore der Städte und einzelnen Viertel geschlossen. Herumziehende Streifwachen ergreifen Jeden, welcher ohne Laterne in den Straßen herumgeht und halten ihn bis zum nächsten Morgen in strengem Gewahrsam. Jetzt macht man, wie es früher geschah, mit Euro­päern keine Ausnahme mehr. Der Ergriffene wird am folgenden Tage verhört und nach Umständen bestraft oder, wenn er ein Eu­ropäer war, an seinen Konsul abgeliefert. Der Polizeichef großer Städte oder Pasch arha, welcher den Rang eines Pascha beklei­det und in einigen Fällen Recht über Leben und Tod hat, sorgt auch für Aufrechthaltung der Marktordnung. Es handelt sich da­bei weniger um Untersuchung von Maaß und Gewicht, weil diese fast immer richtig sind, sondern mehr um Ueberwachung der, be­züglich der Reinlichkeit und allgemeinen Ordnung, bestehenden Ge­setze. Weil nämlich vollkommene Gewcrbefreiheit herrscht und Jeder handeln kann, womit und wo er will, würden die feilhaltenden Männer und Frauen mit ihren Habseligkeiten die engen Straßen oft versperren, wenn nicht die Khawafsen der Pascharha's überall gegenwärtig wären, um nöthigen Falles mit Stöcken und Peitschen Platz zu machen.

Wenn Verfälschungen des Gewichts oder der Waare entdeckt werden, verhängt der Pascharha schwere Strafen über die Schul­digen. Döbel*) berichtet, daß man Bäcker, welche zu leichtes Brod bücken, mit einem Ohre an ihrem Vcrkaufsladcn annagelte. Ich habe niemals eine derartige Strafe vollstrecken sehen, dagegen aber unverbesserliche Diebe, denen man die Finger der rechten Hand abgehauen hatte, in den Straßen bettelnd gefunden. Der zum er­sten Male ergriffene Dieb wird selten so hart, sondern gewöhnlich nur mit der Bastonade bestraft. Mörder werden, nachdem sie ihr Verbrechen eingestanden, ohne Weiteres aufgeknüpft.

Die Erckution einer Strafe erfolgt sofort nach dem von dem Richter gesprochenen Urtheil. Besondere Zulüftungen sind nicht-

*) Wanderungen durch einen Theil von Europa, Asien und Afrika. Eisenach bei I. G. Müller (spätere Auflage in Döbels Selbstverläge).

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