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Zweiter Theil
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zu Theil würde, zu seinen Angehörigen oder zurück in das Ge­fängniß gebracht. Eine solche Strafe hat für den Zuschauer et­was unnennbar Schauderhaftes. Die Peitschen schleudern das Blut des Opfers im ganzen Saale umher; es rieselt in dichten Strömen an den Beinen herab auf den Fußboden und bespritzt die Voll­strecker solcher unmenschlichen Urtheile von oben bis unten. Die Füße oder überhaupt der geschlagene Theil ist zuletzt in eine offene schwammige Masse verwandelt worden, von der einzelne Fleisch­fasern herabhängen. Hätte ich nicht noch im Jahre 1847 das Spießruthenlaufen eines Soldaten mit angesehen, ich würde unbe­dingt zweifeln, daß es eine fürchterlichere Strafe geben könnte, ich würde den Türken, obgleich ihn das milde Licht des Christenthums noch nicht erleuchtet hat, wegen seiner Grausamkeit tief unter den Europäer stellen müssen, so kann ich es aber leider nicht! An die russische Knute, mit der man in den Steppen Tauriens Wölfe todtschlägt, darf man dabei noch gar nicht denken.

Die Hinrichtung eines Verbrechers geht ebenfalls mit der dem türkischen Gerichtsverfahren eigenthümlichen Schnelligkeit vor sich. Wenige Minuten nach dem Spruche des Todesurtheils begleiten einige Soldaten den Delinquenten zum Nichtplatze. Man fesselt seine Beine in den Kniegelenken, bindet ihm die Hände auf dem Rücken zusammen und läßt ihn den leicht um den Hals geschlungenen Strick nachschleifen. So bewegt sich der Zug über den Markt, durch die Basars und einen Theil der Stadt, dem Galgen zu. Jeder, welcher der Hinrichtung beiwohne» will, schließt sich an. Wenn die Soldaten gewöhnlich Albanescn, welche sich zu Al­lem brauchen lassen am Galgen angekommen sind, steigt einer von ihnen an dem fatalen Gerüst in die Höhe und zieht den Strick durch einen im Querbalken desselben befestigten Ring. Nun sagt man noch:Lsollllot in 1a 11 lalln 11 Jllnll!" Bezeuge, daß es nur einen Gott giebt! worauf der Verdammte antwortet: 4Vu ssollllet Inu Nnknmiugck rassulll -Lllall"; lind ich be­zeuge, daß Mahammed sein Prophet ist dann zieht man den armen Sünder zum Galgen empor. Wenige Minuten später ist er

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