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Zweiter Theil
Entstehung
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doch ist dies nicht der Fall. Wir wollen einige Augenblicke vor der Bude eines Drechslers verweilen. Der Mann steht nicht bei seiner Arbeit, sondern sitzt dazu, wie alle anderen Handwerker auch. Seine Drehbank besteht aus zwei Holzblöcken mit Stäben, durch welche erstere beliebig zu einander gestellt werden können. In den Holzblöcken sind zwei abgerundete, zugespitzte Eisenbolzcn eingeschla­gen, zwischen welche der Drechsler das zu drehende Holzstück ein­spannt. Ein starker Eiscnstab liegt auf den Holzblöcken und dient dem Mcisel zur sicheren Unterlage. Der Arbeiter spannt sein Holz­stück ein, umwindet es einige Male mit der Sehne eines Bogens, faßt diesen mit der rechten, den Mcisel mit der linken Hand und den Fußzehen und beginnt zu drehen, wobei er mit der rechten Hand den Bogen hin und her bewegt und mit der linken Hand dem Mcisel, welchen er mit dem Fuße festhält und anstemmt, seine Richtung gibt. Er ist im Stande, große Säulen abzudrehen, Tischbeine und andere Möbelstücke herzurichten, wie sie von euro­päischen, ja von deutschen Tischlern verlangt und benutzt werden. Ja, ich bin von deutschen Handwerkern versichert worden, daß sol­che DrechSlcrarbeitcn denen von Europäern gefertigten in Nichts nachstünden.

Und so ist es auch mit anderen Arbeitern. Da ist ein Büch­senmacher mit ein Paar Feilen, Hämmern und Mciseln, der schäf- tet ein Gewehr recht leidlich, während sein kaum vierzehnjähriger Sohn das Schloß dazu anfertigt; dort macht ein Posamentirer auf einem Webstuhle, der von Noah erfunden worden zu sein scheint, ganz kunstreiche Schnüre und Franzen; hier webt ein anderer sei­dene Binden mit acht und zehn verschiedenen Farben; dort häm­mert ein kunstreicher Schmied an einer Arbeit herum, die er in ei­nem winzigen, von einem elenden Blasebalg angefachten und noth- dürftig unterhaltenen Fcucrchen glühte, und dennoch wiegt das Ei- scnstück vielleicht über zwanzig Pfund; wo möglich sitzt auch er bei seiner Arbeit. Einige Khafaßmacher fertigen ihre künstlichen Ge­stelle mit einem Messer, einem kleinen Beile, einem hölzernen Ham­mer und einem Locheisen. Ich muß hier aber wohl erst erklären, waS ein Khafaß ist. Ein Khafaß ist eine aus den entblätterten