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Zweiter Theil
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gen haben, die anderen beiden sind, wenn ich nicht irre, Fran- ziskancrklöstcr. Alle sind äußerst wohlthätige Erziehungsanstalten für die europäische Jugend. Die Schule der Jesuiten und die Mäd- chenerzichungsanstalt der Nonnen stehen im besten Rufe. Mit be­wunderungswürdiger Selbstaufopferung üben die Nonnen auch die Pflege der Kranken im europäischen Hospitale. In Zeiten der Pest und Cholera erscheinen die Mönche mit wahrer Lebensverleugnung bei den Erkrankten, um sie zu Pflegen und zu trösten. Sonntags wird in allen Klöstern feierliche Messe abgehalten. Die Kirche der Jesuiten war der Versammlungsort der schönen europäischen Da­menwelt Alcrandricns. Ihre Musik konnte für Alerandrien vortreff­lich genannt werden. Die Kopten haben wie die Griechen, deren Religion auch die der Levantiner ist, eigene Kirchen und Klöster. Wir Protestanten haben bis jetzt nur eine englische Bctkapelle, doch hat man an einer neuen Kirche von Seiten der Engländer schon Viel gethan. Diese wird auf dem großen Platze des Frankenvier­tels, zwischen dem französischen und griechischen Konsulatsgcbäude im byzantinischen Style erbaut und verspricht sehr schön zu wer­den. Leider scheint das reiche England hierzu nur wenig Geld aufwenden zu wollen; der Bau fördert fast nicht und hat schon Jahre lang ganz brach gelegen. Der protestantische Gottesdienst wird bis jetzt nur in englischer Sprache abgehalten.

Die Umgangssprache Alcrandricns ist Italienisch; Französisch ist, wie überall, die Sprache der vornehmeren Gesellschaft; Eng­lisch wird wenig gesprochen, aber nächst dem Italienischen noch am Meisten von einzelnen Arabern erlernt, um den nach Egyptcn kom­menden Engländern als Dragoman oder Reisebegleiter dienen zu können. Deutsch versteht, außer den Deutschen, Niemand. Umso mehr halten die Letzteren aber unter sich zusammen. Ich fand un­sere Landsleutc größtcnthcils sehr zuvorkommend gegen einander; man hilft sich gegenseitig aus, so gut man kann und ist bemüht, einem fremden Landsmann auf daS Freundlichste zu begegnen. Ob­gleich der Deutsche Egyptcns, bei Lichte besehen, nicht der Beste ist, steht er dennoch als Arbeiter und wegen seiner Geradheit und Biederkeit, den andern Europäern Alerandriens gegen-