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Zweiter Theil
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192
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Seiten stößt der mahammcdanische Friedhof an das Postament des großartigen Denkmals; dicht neben ihm schlafen die Gläubigen ih­ren ewigen Schlaf.

Nächst diesen beiden berühmten Ueberbleibseln der Vergangen­heit nennt man bei einer Beschreibung von Alcrandrien gewöhnlich noch die Bäder der Kleopatra und die Katakomben. Wurden durch die Besichtigung jener auch die kühnsten Gebilde der Phantasie übertreffen, so stehen diese jeder Vorstellung, welche man sich vorher machte, bei Weitem nach. Wer denkt bei den Bädern der Kleopatra nicht an das stolze Weib mit all' seinen, die größten Helden bethörenden Reizen! Und wenn uns diese Geschichte auch ihre vielen und großen Verbrechen, ihre Heimtücke und ihren Wan- kclmuth aufzählt, söhnt sie uns doch durch die Erzählung ihres selbst gewählten Todes gleichsam wieder mit ihr aus; die schöne, licbe- brünstige Frau denken wir uns noch schöner, wie sie der um ihren Arm gewundenen Viper den Busen bietet, damit das Gift der Schlange schnell zu ihrem Herzen Eingang finde. Wer möchte nun nicht die Bäder betrachten, welche die üppigen Formen dieses Weibes gesehen haben sollen; wer glaubt nicht, daß die Pracht und Verschwendung liebende Frau ihre heimlichen Badenischen be­sonders reich ausgestattet habe? Wir nehmen ein kleines Boot, schiffen zwischen den Briggs und Kauffahrern der verschiedensten europäischen Nationen, unter den Fcuerschlünden der so stolzen egyptischen Linienschiffe an einigen Forts und sehr vielen Wind­mühlen vorüber, immer an der Küste dahin und erreichen nach ei­ner kleinen Stunde eine sichere Mecrbucht, durch deren klippenrei­chen Eingang unser Fährmann geschickt und vorsichtig sein Schiff­lein steuert. Hier steigen wir aus und sind nach wenigen Schrit­ten am Ziele unserer Wanderung. Zwei kleine, roh aus dem Fel­sen gehauene und zwei Fuß im Wasser stehende Nischen mit rein­lichem Kiesboden das sind die Bäder der Kleopatra. Rings an den Wänden der Löcher herum läuft eine niedere Steinbank, worauf wir unsere Kleider legen, wenn wir baden wollen. Das Wasser ist hell und rein, der Raum kühl. Durch einen unter Was­ser stehenden ausgehauenen Gang bringt uns die Brandung mit