Ihr Vorgesetzter, der Nahsir Mäh am in cd-An li, welcher tagtäglich Einen oder Mehrere von ihnen unter die Peitsche nahm, sagte mir: „Ja, Ehalihl-Effendi*'), sieh, diese Leute sind sehr bösartig, weil sie gar keinen Verstand haben. Aber wo soll dieser auch herkommen? Morgens essen sie Fische, Mittags essen sie Fische, Abends wieder. Solche verstandeslosc Thiere können doch unmöglich Verstand erzeugen. Deshalb muß man sie auch mild beurtheilen und behandeln. Fast alle meine Vorgänger konnten es nicht bei ihnen aushalten, ich bin schon lange hier." Was nun der gute Türke gerade unter „Milde" verstehen mochte, konnte ich nicht recht begreifen, zumal wenn ich sah, daß wieder Einer seine Füße in die fatale Kette gezwängt und mehr als hundert Streiche auf die Fußsohle» bekam. Strenge schien mir besser bei ihnen am rechten Orte, als Milde. Wir wurden oft genug von ihnen beunruhigt. Täglich kamen ganze Schaarcn, um uns bei unseren Arbeiten zuzusehen. „Was willst Du — Mann?**) ,M-
*) Chalihl war mein arabischer Name und bedeutet wörtlich „Gottesfreund'. Später, als ich etwas schreiben und lesen konnte, setzte inan Effendi -azn, denn unter Effendi versiebt man einen gebildeten Mann. Dieser wurde ich aber erst dadurch, daß ich arabisch gebildet wurde. Der Grund, daß ich einen arabischen Namen annahm und beibehielt, ist eine wirklich spaßhafte Anekdote. Ich nannte den Arabern meinen Namen „Brehm." Brehm, Brehm — <!i ol> äi — «Ii malisch issm — was ist das? das ist ja gar kein Name, Du heißt wahrscheinlich J-bre-hm, — Jbra- hihm Wenn ich nun auch den Erzvater Abraham hoch genug stelle, lag mir doch gerade nicht Viel daran, seinen Namen zu führen, zumal da er hier auf Unkosten des meinen entstanden war. Ich nannte meinen Vornamen „Alfred". Obgleich nun im Arabischen der Name El-Ferihd (der Einzige) genau mit denselben Buchstaben geschrieben wird, wie Alfred, war er doch nur dem gebildeten Theil des Volks aus der Schriftsprache bekannt. Die klebrige» verstümmelten Alfred in Aafrihd, was entweder „den Gott sei bei uns", ein Gespenst oder einen verschmitzten, listigen Menschen bedeutet. Ich hob nun hervor, daß ich Al- und nicht Afriht oder Afrehd heiße. „Was? Nun gar elf- afriht? (tausend Teufel), das ist ein schlechter Name, mein Herr." Nun sagte ich, daß ich Chalihl hieße. „Ja, so mußt Du sagen, Herr, das ist ein wirklicher guter Name."
**) ss rSWI, „o Mann", ist die gewöhnliche Anrede an niedere Leute, die man nicht mit Namen kennt. Zu Vornehmeren sagt man: srlntt",
„mein Herr".