IV.

(Die Ringstrasse.)

fern

\^&/aben wir soeben das älteste und grossartigste Denkmal tt */^£f- v °n ^ r iens Vergangenheit besichtigt und den unbeimliclien ^£0 Räumen unter der Kaiserstadt einen Besuch abgestattet, '* dann ist es an der Zeit, dass wir einen Spaziergang unter­nehmen in jene grosse Prachtstrasse, welche bestimmt zu sein scheint, künftig einmal den Boulevards von Paris den Rang streitig zu machen.

Wir begeben uns auf die Ringstrasse, liier ist Alles modern, Alles gehört der neuesten Zeit an, nirgend finden sich Spuren der vergangenen 'Page natürlich, denn wie schon erwähnt, entstand diese Strasse oder richtiger bezeichnet dieser Strassengiirtel um die Stadt, erst während des letzten Dezeniums, nachdem die alten Wälle gefallen und die ehemaligen Festungsgräben verschüttet waren.

Wir beginnen unsern (lang durch die Ringstrasse beim Donau­canal, dort wo die Schienenstränge der Pferdebahn älter denselben hinweg in die Leopoldstadt führen. Diese Bahn benützt eine der schönsten und am meisten frequentirten Brücken Wien's, die mit kolossalen ruhenden Löwen geschmückte Aspernbriicke. Stellen w ir uns mit dem Rücken der Letzteren zugewandt auf, so liegt gerade vor uns die Ringstrasse, rechts am Donaucanal entlang zieht sich der Franz-Josefs-Quai hin und links mündet der kleine Wientlnss in den Canal.

Die Wien oder der Wienfluss entspringt im Wiener Walde und hat eine Länge von nur wenigen Meilen. Gewöhnlich, nament­lich im Sommer, ist ihr Bett fast ausgetrocknet, während der feuchteren Jahreszeit aber und wenn sich im Gebirge heftige Ge-