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erreicht man das obere Ende der Hauptstrasse des Bezirkes. Hier wenden wir uns nach rechts, um das grosse Schlachthaus zu besichtigen. Sodann begeben wir uns zur nahe gelegenen St. Marxer- Linie, von welcher der Weg zum St. Marxer Friedhof führt, auf dem unter Anderen auch Mozart ruht.
Vom Friedhof sieht man bereits das Artillerie-Arsenal vor sich, welches einen kolossalen Gebäude-Complex bildet, dessen Herstellung fünf Architekten anvertraut war. Van der Null und Siccardsburg haben die Aussenfronten und Werkstätten, Hansen das Waffenmuseum, Förster die Gewehrfabrik und Kosncr die Capelle erbaut. Den Besuch des Waffenmuseums sollte Niemand versäumen. *) Die Gebäude wurden 1849 begonnen und 1855 ihrer Bestimmung übergeben. Sie haben ausser der innern Ausschmückung — Fresken von Ralil und Blass etc. — acht Millionen gekostet.
Nahe dem Arsenal, zwischen der Belvedere-Linie und der Favoriten-Linie befinden sieh der Staatsbahnhof und der Südbahnhof.
Ein Spaziergang in den vierten Bezirk „Wieden“ lohnt nachdem wir bereits die wichtigsten, nahe dem Wienflusse gelegenen Gebäude gesehen, nur noch wenig. Bemerkenswerth dürfte besonders das in der Favoritenstrasse gelegene frühere kaiserliche Lustschloss „Favorita“, welches unter Maria Theresia in eine Anstalt zur Erziehung junger Männer für den Staatsdienst umgewandelt wurde und jetzt den Namen „Theresianum“ führt, sein.
Der fünfte Bezirk „Margarethen“ und der sechste Bezirk „Mariahilf“ sind volksreiche Stadttheile, die meist von Geweibleibenden und Arbeitern bewohnt sind und den Fremden sehr wenig besonderes Interesse bieten. Nur in dem entfernten Theile Mariahilf ist ein zweites grosses Schlachthaus, ferner in der Mariahilfer Hauptstrasse der ehemals fürstlich Esterhazy’sehe Park (jetzt städtisches Eigenthum), die Wallfahrtskirche zu „Mariahilf“, die
*) Karten zum Besuche werden in der Centralkanzlei des Kriegsministeriums, am Hof Nr. 17, ausgegeben. Geöffnet, (nur gegen solche Karten) Dienstags und Freitags von U bis 3 Uhr.