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nicht die Beachtung, welche ihr als einem der wichtigsten Fäctoren des Staats- und Volkslebens zukommt, und wenn immerhin auch einzelne Industriezweige Bedeutendes geleistet haben würden, so war mit Bestimmtheit anzunehmen, dass das Gesainmtbild der österreichischen Industrie kein günstiges gewesen sein würde. Dass Wien als Stadt der Weltausstellung kaum in der Lage gewesen wäre, den zuströmenden Fremden genügende Unterkunft zu bieten, dass damals noch die Basteien und Stadtgraben die Entwicklung der Stadt in ihrem Weichbild hemmten, dass das österreichische und ungarische Eisenbahnnetz damals erst in den ersten Stadien seiner Entwicklung begriffen war, mithin die Verkehrswege nach den verschiedenen Theilen des Continents noch fast gänzlich fehlten, dass selbst in Wien die Strassenverkehrsmittel für einen grösseren Fremdenzufluss unzureichend waren, alle diese und viele andere nicht minder wichtige Gründe, welche gegen die Abhaltung einer Weltausstellung in Wien damals sprachen, wurden kaum diskutirt, man sah eben nur das glänzende Bild, welches die Londoner Ausstellung dargeboten und vergass, dass London bereits seit Jahrzehnten eine Weltstadt ersten Ranges, dass daselbst Vor­bedingungen zu einem so grossartigen Unternehmen vorhanden waren, während sie in Wien erst hätten geschaffen werden müssen. So erfolgte denn, nachdem inzwischen in Paris die Vorbereitungen für die dann im Jahre 1859 stattgehabte erste Pariser Welt­ausstellung begonnen hatten, am 13. März 1854 eine kaiserliche Entschliessung, welche bestimmte, dass im Jahre 1859 in Wien eine internationale Weltausstellung stattfinden solle.

Sehr bald jedoch überzeugte man sich in den massgebenden Kreisen, dass selbst zu einer Weltausstellung, welche hinter der ersten Londoner und Pariser in ihren Umfang zurückgeblieben sein würde, die Vorbedingungen in Oesterreich noch nicht vorhanden waren. Besonders fehlte cs den industriellen und gewerblichen Kreisen Oesterreichs an Interesse und Verständniss für das Aus­stellungswesen, nur wenige hervorragende Firmen hatten die Aus­stellungen von London und Paris beschickt und es war kaum zu