i

177

machende Ereigniss, welches die nächste Zukunft ausschliesslich beherrschen wird.

Bereits als königl. ungarischer Ministerpräsident hatte Graf Andrassy vielfache Gelegenheit, sein Interesse für die Wiener Weltausstellung zu bekunden. Hat doch diese Ausstellung für 1 Urigarn eine besondere, hervorragende Bedeutung, denn zum ersten

Male tritt Ungarn, als selbstständiges Land, als staatsrechtlich streng unabhängiger Tlieil der österreichisch-ungarischen Monarchie in den grossen, internationalen Wettkampf ein. Daher hat in Ungarn auch zuerst sich die Agitation für die Betheiligung an der AViener Weltausstellung am lebhaftesten geäussert und diese Agitation war auch von ausserordentlichem Erfolg begleitet, so dass Ungarn jeden­falls zu den bei der Wiener Weltausstellung am Besten vertretenen Ländern zählt.

Dieses Resultat wäre eben kaum möglich gewesen, wenn nicht seit dem Jahre 18G7 Ungarn auf allen Gebieten des landwirth- l schaftlichen, industriellen und gewerblichen Betriebes wahrhaft

riesenhafte Fortschritte gemacht hätte.

Das ungarische Ministerium, welchem seit 1867 Graf Julius Andrassy als Ministerpräsident angehörte, liess es sich besonders angelegen sein, die wirthschaftliche Entwicklung Ungarns zu för­dern. Namentlich das Connnunicationswesen, welches bis dahin in Ungarn sehr im Argen gelegen hatte, wurde den durchgreifendsten Reformen unterzogen, zahlreiche Eisenbahnlinien wurden conces- sionirt und in Bau genommen, Strassen hergestellt und die Industrie des Landes überhaupt auf das Wirksamste unterstützt.

So hatte Graf Andrassy in seinem Amt als ungarischer Ministerpräsident in erster Linie sich als praktischer Staatsmann gezeigt. Es entspricht das auch seinem ganzen Wesen und seiner I Vergangenheit. Graf Andrassy ist kein Diplomat aus der alten

Schule. Sprössling einer der ältesten und reichsten ungarischen Magnatenfamilien, deren Abstammung sich in die graueste Vorzeit verliert, hat er den freiheitlichen Ideen der neueren Zeit von Jugend auf mit Enthusiasmus sich zugewendet.

1/J