An dem alten, historischen Verfassungsreeht Ungarn» mit patriotischer Pflichttreue hängend, dahei fiir die gesetzliche Fort­entwicklung des ungarischen Staatsrechts mit warmer lieber­zeugungstreue eintretend, blieb Graf Andrassy auf dem streng ungarischen Standpunkt auch im Jahre 1848, als der verfassungs­mässige und gekrönte König von Ungarn nicht in der Lage war, seine Würde auszuüben. Man hat diese Episode, während welcher Graf Andrassy theils in Ungarn selbst, dann als diplomatischer Vertreter Ungarns in Paris thätig war, wiederholt in einem revolutio­nären Lieht dargestellt.

Das ist unseres Erachtens nach gänzlich unrichtig, vielmehr entsprach der Standpunkt des Grafen, der an der ungarischen Verfassung unverbrüchlich fest hielt, den streng conservativen Principien und ändert an dieser Thatsache seine spätere Ver- urtheilung zum Tode, die in effigie exekutirt wurde, nicht das Mindeste. Mit derselben Loyalität stellte Graf Andrassy nach Wiederherstellung der ungarischen Verfassung sich Seiner Majestät dem Kaiser wieder zur Disposition und es war der Erwartung des ganzen ungarischen Volkes entsprechend, als Seine Majestät der Kaiser ihn als Ministerpräsidenten in den Rath der ungarischen Krone berief. Nächst Franz Deak ist Graf Julius Andrassy der populärste Mann in Ungarn. Das ungarische Volk verehrt in ihm den glänzenden Cavalier, den ausgezeichneten Staatsmann, den ehrenhaften und gesinnungstreuen Patrioten.

Bereits als Grat Beust noch die Würde eines k. k. Reichs­kanzlers bekleidete, hat Graf Andrassy auf die Leitung der aus­wärtigen Angelegenheiten Oesterreichs einen nicht unbedeutenden Einfluss ausgeübt.

Als daher Graf Beust zurücktrat, war Graf Andrassy wohl der Berufenste, die Fäden der österreichisch ungarischen auswärtigen Politik zu dirigiren. Graf Andrassy verfolgt genau dieselben, auf Wahrung des Einflusses Oesterreichs und seiner Machtstellung gerichteten Zielpunkte der Politik wie Graf von Beust. Das freund­schaftliche Verhältniss zu Deutschland, welches in der im Jahre