4

spieles. Die Frau ist da; sie ist eine Gewalt; sie ist zur Hälfte des Lebens geworden; aber sie ist doch nur noch Eigenthum der Dichtkunst. Kaum daß die trockene Satire Gellerts und Rabeners hie und da einen komischen Zug in die glänzenden Bilder hineinzeichnet, die in den Gretchens und Klärchens, in den verschiedenen Louisenhaftigkeiten auf Papier und Bühne ihre tiefen, schönen Augen auf uns rich­ten und uns fesseln; die schönen Gestalten bleiben und selbst die Sapphos, die wir besitzen und die so oft uns begeistern, sind unser und treten mit eben so viel Eleganz als Erfolg in das sprudelnde Leben unserer Künstlerwelt. Es ist kein Zweifel, wir sind um eine halbe Welt reicher geworden, aber bis jetzt nur für die Dichtkunst. Das wirkliche Leben hat noch immer die Frau nur als Thatsache, nicht als die große anerkannte Kraft aufgenommen, die in ihr lebt, und selbst Balzacs »t'elnmös ineolnprise^ haben es nicht vermocht, jenes Interesse an den weiblichen Gestaltungen der Dichtkunst über ihr dreißigstes Lebensjahr hinaus festzu­halten. Da kommt nun unsere nüchterne Zeit. Ihr Cha­rakter ist der Maßstab, den sie in tausend Formen in ihrer Hand führt und, in tausend Formen messend, doch immer dasselbe mißt. Das aber, was sie mißt ist der Werth, und zwar mit kühler Härte und vollem Bewußtsein der wirth- schaftliche Werth aller Dinge. Für sie ist die Sonne nichts als Licht und Wärme, die Kraft ist Produktion, der Hain der Sänger mit süßduftender Frühlingsluft, ein landwirth- fchaftlicher Factor für die Feuchtigkeit und die Blüthe aller Dinge hat nur als Mutter der werthvollen Ernte ihre nationalökonomische Berechtigung. Es ist sehr traurig, so