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und beginnt sich allen Ernstes zu fragen, was denn das eigentlich ist, was eben nur sie vermag. Sie will in feste Form fassen was in ihr lebt; sie will zu der Liebe die Hochachtung nicht mehr bloß des Mannes, sondern der Män­ner ; sie will sich befreien von jener dunklen Gewalt der zu­nehmenden Jahre, welche Blatt auf Blatt aus der Rose reißen, die wir an unserem Herzen tragen; sie will durch sich selbst gelten und ein Dauerndes an die Stelle des nur zu leicht Vergänglichen setzen; die Frau soll von jetzt an eine Kategorie des arbeitenden Lebens neben dem Manne werden. Und kann sie das mit dem Maßstabe der Minne­sänger und Drucksorten aller Zeiten und Arten? Sie weiß, daß sie das nicht kann. Sie will gelten, was sie werth ist. Und auf diesem Punkte begegnet ihr die Wissenschaft, vor Allem diejenige, welche mit kühler Kraft die Erschei­nungen zu Kräften, das Glück zur Substanz, das Leiden zur Sache der Berechnung macht, die Nationalökonomie. Die versteht weder zu lieben, noch zu hassen; sie hat die Begeisterung zur Arbeit, die Idee der Werdelust zum Er- zeugniß, den Fortschritt zum Ueberschuß gemacht; was wird sie aus der Frau machen?

Lassen Sie mich Eines sagen, ehe wir weiter gehen. Wenn Alle dasselbe wären und alle Kräfte dasselbe thäten, so stünde das Leben bei seinem Beginne an seinem Ende; der Unterschied, das größte Geheimniß in einer Welt die auf der Idee der Gleichheit in Wesen und Bestimmung des Menschen beruht, ist die ewige Quelle alles Lebendigen. Daher steht an der Schwelle jeder Beobachtung die große Wahrheit, daß dasselbe, für zwei geltend und durch zwei