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Güter gebe, sondern in jeder Verzehrung nichts als eine Vertheilung derselben sah. Lassen wir also den Streit der Definitionen. Das ist jedenfalls klar, daß da, wo der Ein­zelne für sein persönliches Leben seine Bedürfnisse befriedigt, gewiß eine Verzehrung stattfindet. Und wenn Sie nun die sorgende Hand der Frau sehen, so ist ihre Aufgabe keinen Augenblick zweifelhaft; ihr gehört eben der gewaltige Theil des Güterlebens, den wir die Befriedigung der individuellen Bedürfnisse im Leben des arbeitenden Mannes nennen. Hier, auf diesem Punkte beginnt das, was wir jetzt als die Na­tionalökonomie der Frauen bezeichnen.

Ich kann nicht umhin, Werth auf diesen Ausdruck zu legen. Unsere Zeit ist wohl in keiner Beziehung eine so eigenthümliche und anspruchsvolle als in Beziehung auf das Bildungswesen. Eines der größten und gewaltigsten Resul­tate des vorigen Jahrhunderts, wie der großen Erbschaften desselben, die wir zu verwalten haben und auch wirklich verwalten, ist der Gedanke, daß wir mit allen Kräften des Staates wie des Einzelnen das Bilduugswesen zu fördern haben. Wir wissen es, daß in der Bildung zugleich die höchste Form der geistigen Vollendung und ein unerschöpf­liches Capital enthalten ist, das jede einzelne Kraft sich selber erzeugen und entwickeln kann. Wir wollen daher, daß nie­mand ohne Bildung bleibe. Wir beginnen von unten und immer höher steigt das mittlere Maß dessen, was wir einer­seits fordern und andererseits geben. Das ist auf diesem Gebiete der Charakter dessen, was unsere Gegenwart leistet. Aber wir haben dabei, wie es in großen Dingen immer der Fall ist, uns vor einer gewissen Einseitigkeit nicht bewahren