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wir die Krankheit der Wirthschaft nennen. Die Ausgaben beginnen neben den Einnahmen das Capital zu verzehren; erst langsam und unscheinbar, dann rasch und immer rascher; erst kommen die kleinen Schulden mit ihrem ganz bestimmten pathologischen Charakter, und es müßte die erste Pflicht jeder verständigen Mutter sein, der Tochter das Auge über diese ersten Symptome der wirtschaftlichen Pathologie zu öffnen und sie den furchtbaren Feind alles Lebensglückes kennen zu lehren, der in diesen kleinen Dingen seinen war­nenden Finger erhebt; wohl denen, die ihn sehen! Das sind die kleinsten unbezahlten Tagesrechnungen, das Brot, das Fleisch, die Butter, tausend Kleinigkeiten, ein Gulden, ein Thaler, auf den nächsten Tag überwälzt. Er ist so verdrießlich, dieser Gulden, dieser Thaler von gestern, wenn er, nicht bezahlt, den Gulden und Thaler fordert, der für heute bestimmt war! Aber ich muß ihn zahlen. Dann wird das Morgen schon zum Heute, aus dem Tage wird die Woche; jetzt kommt die Wochenrechnung des Bäckers, Fleischers, Kramladens; gezahlt muß werden; das Geld reicht nicht; der Mann muß geben, was er zu etwas An­derem bestimmt hatte; der Unmuth beginnt; die Krankheit ist da. Wer kann helfen? Wer als die Frau? Und wie? Ich frage gar nicht erst; sie hatte Unrecht, sie muß die Ausgaben einschränken; es ist ein zweites Unrecht, dann dem verdrießlich gebenden Manne den Verdruß, dem sorgenden Manne seinen Vorwurf vorzuwerfen und ihn zu schelten, wo die Sache selbst die Frau schilt. Und doch ist sie ernst genug, denn wenn das so fortgeht, so wird aus der leichten Krankheit die schwere und die schwere Krankheit trägt den