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Wäsche das Haus, oder wie viel Feuerung die Küche für fünf Personen braucht? Ist das wirklichder Wissen­schaft" oderder Erziehung" nicht würdig? Weniger als eine Etüde von Chopin oder als der Unterschied von Rosa­oder blauen Florblumen? Lernen sie doch, ich weiß nicht, welche Algebra, ich weiß nicht, welche Geschichte, ich weiß nicht, welche Dichter und diecharakteristischen Unterschiede" zwischen Schiller und Goethe! Und wird man dabei etwa wollen, daß sie dieß alles nicht lernen sollen? Aber daß darin die eigentliche, höchste Aufgabe der Töchter gesucht wird, die jede andere absorbirt, daß um ihretwillen das für unter­geordnet, ja für überflüssig gehalten wird, ohne welches die zur Frau gewordene Tochter dereinst nicht bestehen kann, dieß ist es, wogegen wir kämpfen!

Geben wir unseren Töchtern mit, was wir können und wollen, aber was es immer sei, vergessen wir nie, daß die höchste, schönste, werthvollste Mitgift derselben das lebendige Bewußtsein von ihrer Pflicht ist: die strenge tägliche Ord­nung, die Zucht in der Hauswirthschaft, mit täglicher Arbeit aufrecht zu halten, und daß zuerst und zuletzt darauf die Volkswirthschaft beruht. Und vergessen wir nicht, daß hier wie allenpraktischen" Dingen allgemeine Redensarten gar so wenig helfen. Lehren wir das Mädchen, nicht bloß Frau, sondern Hausfrau zu werden. Lehren wir sie das, was das Eigenste des Menschen ist, das Maß und das Messen, damit jeder Tag seine Rechnung habe und jede Tagesrechnung nicht in verderblichem Widerstreit mit der Jahresrechnung stehe!

Fordern wir doch und mit gutem Rechte, daß kein Ge-