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wir sagen, daß wir zuletzt dieses Schönen eben so sehr be­dürfen als seiner gleichgebornen Schwester, des Nützlichen. Es reizt und ruft uns; es läßt uns nicht ruhen; wir lernen es schätzen und bald es entbehren; es dringt in uns hinein mit all seinen Anklängen und weiß zu fordern und zu ge­stalten, und einmal vorhanden und erkannt, wird es eine nur in sich ruhende Thatsache, eine Macht, eine von jenen Kräften, die uns beherrschen, weil sie uns entzücken.

Und vielleicht liegt ein Theil seines Zaubers darin, daß es, denselben in uns erzeugend, dennoch selbst nie und nirgends dasselbe ist. Jedes Ding, jede Erscheinung, jeder Theil unseres Lebens hat seine Schönheit, seinen Reiz; wir fordern von jedem etwas Anderes und jedes vermag trotz seines ewig gleichen Wesens etwas Anderes zu sein und zu bieten. Das gilt für Alles, sollte es denn nicht auch für das Haus gelten?

Es ist merkwürdig genug, daß erst der Schmetterling schön ist und nicht die Raupe; erst der Vogel und nicht das Ei. Aber es ist noch merkwürdiger oder ist es dasselbe? daß niemals die Arbeit schön ist, sondern erst das fertige Erzeugniß. Ich kann nach dem Schönen in der Arbeit ringen, aber ich habe es selbst nicht, so lange ich danach strebe. Die Folge aber ist, daß ich auch das Schöne und Freundliche nicht genießen kann, während ich arbeite. Es will immer den festen Boden, auf dem es steht, und das ist die Ruhe nach gethaner Arbeit. Diese Ruhe aber ist für den Menschen das Haus; sein Haus ist die Heimath nicht dessen, was er besitzt, sondern dessen, was er von dem was er besitzt, zu genießen strebt.