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Und wenn er das weiß, so weiß er auch daß er ein Recht auf diesen Genuß hat. Erst dieser Genuß ist ihm der rechte Lohn. Die eine stille Stunde die er genießend aus­füllt, ist der Preis den ihm das Leben für das zahlt, was

er für das Leben in den anderen Stunden geleistet hat. Und diesen Preis fordert er; bekommt er ihn nicht, so keimt an der Seite der ermüdenden Arbeit der Unmuth und er beneidet die Maschine neben ihm, die wenigstens wenn sie keine Freude hat, sich auch nach keiner zu sehnen braucht.

Das lebendige Etwas, das auch in seiner Thätigkeit lebt

und ihr den rechten Werth für ihn und Andere gibt, fehlt ihm; träge wälzt sich eine Stunde hinter der andern ab und der Tag endet ihm nur, um dem zweiten mit gleicher, öder Mühe Platz zu machen. Für ihn gibt es keinen Morgen, keinen Mittag, keinen Abend; denn der Morgen ist nichts als der Anfang, der Mittag die Mitte, der Abend das Ende der Arbeit; sie wissen ihm nichts zu bieten, diese Worte und diese Stunden; er gehört dem Tage, ohne daß ihm der Tag gehörte, denn derselbe hat für ihn keinen Augenblick, der ihm eigen wäre. Dem ist so; und darum fordert der Mensch, was durch sein Wesen bedingt wird, eine Stunde und eine Stätte für die Ruhe nach der Arbeit und in denselben einen freundlichen, genußreichen Augenblick, den wahren Lohn seiner Tagesmühe. Die aber soll ihm das Haus bieten; vor der Schwelle seines Hauses gehört er der Arbeit, hinter derselben dem friedlichen Genuß. Es ist sein zweites Leben das da beginnt, der Lohn für seinen Tag. Und dieses Lohnes bedarf er wie der Wein der Blume, um das Herz zu füllen.

Und wer soll es ihm geben in diesem seinem Hause?

Stein, Die Frau auf dem Gebiete d. Nationalökonomie. 4