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Ich weiß es, Sie werden wich nicht erst fragen; aber fragen werden Sie mich, ob ich der Frau noch etwas Anderes zu sagen habe, als daß der Mühe Lohn in ihrer Hand liegt und das dankbare Herz des Mannes ihn aus dieser Hand erwartet. Daß mein Gefühl hinüberreicht über jene Schwelle, das weiß ich; reicht aber auch der wissenschaftliche Gedanke hinüber? Kann ich zu Gedanken gestalten was ich empfinde, und aus dem Wunsche eine Lehre bereiten?

Ich weiß das nicht oder will es nicht fragen. Aber Eines weiß ich. Ich weiß, daß es drei Dinge gibt, welche dem Genusse des Tages, dem Herzen des Mannes ihren Inhalt geben, sehr nahe liegend, so nahe, daß es fast un­verständlich erscheint, wenn ich sie um des Verständnisses der Sache willen erst scheiden muß. Und doch nenne ich sie: sie sind die Frau selber, der Mann selber in seiner Individualität und die Dinge des hauswirthschaftlichen Lebens.

Und indem ich nun von der Frau zuerst spreche, ge­staltet sich vor mir ein eigenthümliches Bild; sie sitzt an ihrem Tischchen, das Haupt gestützt, das Auge ist nach innen gerichtet und der Gedanke wandert in vergangene Zeiten. Auf den weiten Weg fällt eine Thräne, eine zweite; sie fallen auf die Blätter der Rose, welche Jahr um Jahr ab­gerissen und verwelkt auf den kälter werdenden Boden des kommenden Alters hingeworfen und auf jedem dieser Blätter steht eine süße Erinnerung geschrieben, die eine warme theure Stunde wachruft. Warum doch muß auch das verschwinden, was so schön und was so süß war? Warum habe ich nicht mehr, was ihn und mich so glücklich gemacht? Warum habe ich es nur halb, warum habe ich es nie gehabt?