Warum soll die Liebe gefesselt sein an etwas, was sie selbst nicht festzuhalten vermag? Warum gibt es einen Tod der Jugend und der Schönheit vor dem Tode des Lebens, und warum versagt das Leben der einen was es der andern mit vollen Händen bietet? Kennen Sie diese Fragen, die Fragen der stillen Stunden? Und wer kennte sie nicht?

Und was haben wir zu antworten?

Wenn die Mutter der Tochter das schöne Haar mit der weißen Hand streicht, was wird sie denken wenn ihr jene Gedanken kommen, die Schatten die auch der blühendste Brautkranz wirft? Sie wird denken: Und mein Mann hat mich eigentlich noch lieber wie je! Und es ist mir ge­lungen, daß er gar nicht weiß ob ich älter oder weniger schön bin! Was er von seinem ganzen Leben zu wünschen und zu fordern hatte, ich bin es, die es ihm gegeben hat und gibt. Und willst du, Tochter, das Geheimniß dieser Gewißheit hören, so will ich es dir sagen. Der Mann der uns gehört, bleibt selbst nicht derselbe der er war; aber auf Einen: Punkte ist er es und bleibt es, und findest du dieser: Punkt, so laß Schönheit und Jahre gehen, sie könne:: dir nicht nehmen, was du dir selber gewonnen. Vergiß es nie, der Mann will in der Braut die Braut, aber in der Frau will er die Frau. Er will ein Wesen, das ihn nicht bloß liebt, sondern das ihn versteht. Er will jemanden, dem nicht bloß das Herz für ihn schlägt, sondern dessen Hand ihm auch die Stirne glättet, der in seiner Erscheinung den Frieden, die Ruhe, die Ordnung, die stille Herrschaft über sich selbst und die tausend Dinge ausstrahlt, zu denen er täglich zurückkehrt; er will jemanden, der um alle diese