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wenn ich mich selber täglich in dem Andern wiederfinde und täglich mich selber aus der lieben Hand wieder empfange? Kann ich mir selber widerstehen? Und wo liegt das Ge­heimniß der innigsten Zuneigung da, wo oft Schönheit, Reichthum, Jugend fehlen und doch die Herzen nicht von einander lassen? Darin, daß die Frau ihren Mann nicht bloß liebt, sondern versteht und in all den tausend Dingen, - die sie ihm bietet, das Verständniß seiner selbst ihm ent­gegenbringt. Und wenn sie das lernt und wenn sie lernt, das Schöne und Geschmackvolle zu zwingen, daß es nicht bloß schön und geschmackvoll, sondern auch dem Wesen des Mannes zusagend sei, dann wird sie aus der Herrin des Hauses auch die geliebte Herrin des Herzens ihres Mannes sein und bleiben.

Hast du es denn nicht hundertmal gesehen, daß kleine Dinge weit mehr freuen als große? Hat sich dir nicht das Geheimniß geoffenbart, wie die Frau das Glück ihres Hauses aufbauen soll? Nicht die Substanz oder der Werth, die Harmonie des Dargebotenen mit jenen oft stillen, oft un­klaren Wünschen des Mannes ist das, worauf der Mann hofft und was das Haus zur Heimath des frohen Genusses macht. Lerne lerne lerne! Lerne dich kennen, deinen Mann und das, was in den Dingen die Freude ist und bringt und was allein dich die Jahre und ihre Schmerzen bewältigen läßt! Dann wirst du sein, was du sein kannst, und ob es wenig oder viel sei, wirst du je fragen, ob du mehr Freude an der Wiese hast mit tausend Blumen, die du ja nicht erreichst, oder an der einen die du in der Hand hältst? Das ist das Wesen des Glückes, daß es sich nicht an die Masse bindet; ^Le größere Hälfte aller Wünsche bleibt

die Masse bindet; ^Le größere Hälfte aller Wünsche bleibt