liehen Kalkofen probeweise Roman-Cement gebrannt haben soll, der jedoch, nachdem er weder fabriks- mässig erzeugt, noch sonst in den Handel kam oder eine praktische Verwendung gefunden hat, keinerlei Bedeutung in der Oeffentlichkeit erlangte, wogegen Herr Kink in seiner anfangs 1849 erschienenen und noch heute höchst beachtenswerthen Broschüre, betitelt: «Erfahrungen über die Eigenschaften des in Kufstein erzeugten hydraulischen Cementes» schon damals deutlich jene rationellen Principien kenn­zeichnete, die ihn bei der Anlage und bei dem Betriebe seiner Cementfabrik leiteten. Es kann daher keinem Zweifel unterliegen, dass wir Herrn Franz Kink als den eigentlichen Begründer der österreichischen Roman-Cement-Industrie ansehen müssen. Seinem schon vom Anfänge an auf sicherer Grundlage er­richteten Unternehmen ist auch der gute Erfolg nicht ausgeblieben.

Schon wenige Jahre später war der magere Kalk in Tirol aus dem Consum verschwunden, und an dessen Stelle hat sich der Kinksche Roman-Cement unter der Benennung: «Kufsteiner hydraulischer Cement» überall, wohin er bei den damaligen Communicationsmitteln gelangen konnte, wie z. B. im Ge­biete des Inn und der Donau bis Wien und bis über Budapest hinaus, eine allgemeine Anerkennung verschafft, welche insbesondere im Jahre 1846 seitens des Niederösterreichischen Gewerbe-Vereines durch Verleihung der grossen silbernen Medaille gebührenden Ausdruck erhielt.

Das von Herrn Kink im ersten Betriebsjahre anno 1842 erzeugte Quantum Roman-Cement betrug rund 7000 q und stieg allmälig bis auf 28.000 q im Jahre 1860. Diesen Fortschritt einer ganz neu entstandenen Industrie darf man bei der Ungunst der damaligen Zeit, sowie bei den sehr hohen Wasser- und Bahnfrachten immerhin als beachtenswerth bezeichnen. Neben der Güte dieses Fabrikates trug zur Hebung der österreichischen Cement-Industrie nicht zum Wenigsten das lebhafte Interesse bei, welches der Niederösterreichische Gewerbe-Verein in seiner weitgehenden Voraussicht durch Vorträge und Aus­schreibung zum Theil werthvoller Preise unserer Industrie entgegenbrachte und sohin zur Ausbreitung derselben aneiferte.

Diesen Anregungen, sowie der Inangriffnahme von grossen Eisenbahn- und anderen öffentlichen Bauten, im Zusammenhänge mit dem glücklichen Umstande, dass die österreichische Monarchie in weiten Gebieten brauchbare Rohmaterialien zur Cementerzeugung darbietet, ist es zu danken, dass sich die Cement-Industrie nicht nur in Tirol erweiterte, sondern dass dieselbe auch in anderen Kronländern festen Fuss fasste.

So entstanden in chronologischer Reihe folgende nennenswerthe Fabriken:

im Jahre 1842 die Cementfabrik des Herrn Franz Kink in Kufstein, jetzt im Besitze der Perlmooser Actien-

Gesellschaft,

» 1852 » » » » Heinrich Escher in S. Andrea, jetzt im Besitze des Herrn Fer­

dinand Jauschke in Rovigno,

» 1852 » » der Herren Thaler & Co. in Kastengstadt in Tirol, jetzt im Besitze der

Perlmooser Actien-Gesellschaft,

» 1854 » » des Herrn Alois Praschnigger in Stein bei Laibach,

» 1856 » » » » Alois Kraft in Kirchbichl, jetzt im Besitze der Perlmooser

Actien-Gesellschaft,

» 1857 » » » » Franz Sartori in Steinbrück, jetzt im Besitze der Croatischen

Escomptebank,

» 1859 » » » » Georg Volderauer in Hallein, jetzt im Besitze der Perlmooser

Actien-Gesellschaft,

» 1860 » » der Herren Em. Tichy & Söhne in Kaltenleutgeben, jetzt im Besitze der

Kaltenleutgebener Actien-Gesellschaft,

» 1860 » » » » Kraft & Saullich in Kirchbichl, jetzt im Besitze der Perlmooser

Actien-Gesellschaft,

» 1860 » » einer Commandit-Gesellschaft in Mariaschein in Böhmen.

Das in diesen 10 Fabriken, die damals in der österreichischen Monarchie bestanden, erzeugte Quantum betrug im Jahre 1860: 126.000 q Roman- und 9000 q Portland-Cement.