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die in Wiener gewerblichen Betrieben zur Ausführung gelangten. So war es insbesondere Hofhafner J. Ginzelmayer in Wien, welcher in den Siebziger- und Achtzigerjahren in Kunstöfen sehr schöne Leistungen schuf, der hervorragendste Vertreter in dieser Richtung, ferner B. Erndt in Wien, K. Sommer­schuh in Prag und J. Wudia in Graz. Die Firma L. & C. Hardlmuth in Budweis begründete in Oester­reich die Thonofenfabrication grossen Stiles, und besass die Budweiser Fabrik auf diesem Gebiete die führende Stellung. Neue Thonofenfabriken erstanden hierauf in allen Provinzen und verdrängten immer mehr die gewerbliche Production, welche dem Wettbewerbe der Fabriken nicht begegnen konnte. Der grosse Wandel in der Heizungstechnik brachte auch in die Technologie der Thonofenherstellung grosse Veränderungen. Die Holzfeuerung verschwand immer mehr, wie alle anderen Feuerungsapparate wurde der Thonofen mit Kohle geheizt. Um diesem Materiale Rechnung zu tragen, mussten die Thonöfen aus widerstandsfähigerem, daher feuerfestem Thone hergestellt werden. In den Achtzigerjahren begann man in der Kostener Fabrik mit dem Bau der sogenannten Chamotteöfen, denen sich dann auch die «Porzellanöfen» anschlossen. Jetzt werden die Kacheln zumeist aus reich chamottirten Thonen hergestellt, engobirt, glasirt, decorirt, bemalt und vergoldet, so dass der moderne Thonofen sowohl als praktische billige Heizmaschine, als auch als Kunst- und Prachtstück der Industrie Oesterreichs zur Ehre gereicht.

Auch die eigentliche Töpferei, die Koch- und Nutzgeschirrherstellung bewegte sich vor 50 Jahren noch in den bescheidenen Grenzen des Tagesbedarfes. Es gab gewerbliche Betriebe, in denen die Töpfer- waare erstellt, um dann auf den Märkten und im Herumziehen verkauft zu werden. In einigen Kronländern, namentlich in Galizien, werden und wurden Töpferwaaren im hausindustriellen Betriebe in grossen Mengen in einigen Bezirken erzeugt und damit das ganze Land versorgt. Hatte man auch viel Geschick in der For­mung und im bunten Schmuck, so liess doch der Scherben und Brand viel zu wünschen übrig, und erwarb sich der galizische Landesausschuss, namentlich Professor R. v. Zachariewicz, ein grosses Verdienst durch die Errichtung von handwerksmässigen Töpferschulen, die in den Töpferbezirken aus Landesmitteln errichtet wurden. Böhmen übernahm auch auf diesem Gebiete der Thon-Industrie die fabricative Führung, und auch in Mähren, namentlich im Znaimer Bezirke, wurde die Töpferei auf industrieller Basis betrieben. Im nordwestlichen Böhmen entwickelte sich eine neue Art der Terracotta für plastische und Gebrauchs­gegenstände, die sogenannte Siderolith- und Terralith-Industrie. Die Glasur wurde durch Oelfarben und Lack ersetzt. Die Majolicaerzeugung erweiterte sich auch in qualitativer und quantitativer Art immer mehr. Sie wurde zu einer Kunst-Industrie und glänzte durch plastische und malerische Leistungen. Namen wie L. R. Schütz glänzten mit ihren Kunstthonwaaren in allen überseeischen und europäischen Ausstellungen und brachten die Keramik Oesterreichs zu Ehren. Die Weissgeschirrfabrication in allen ihren Scherben­varianten gelangte zu einer immer grösseren und besseren Fabrication. War auf allen Gebieten der Töpferei, namentlich der höheren Production, ein grosser Fortschritt zu verzeichnen, so bewirkte die von Jahr zu Jahr steigende Production von Metallgeschirren, die bereits in grösster Vollkommenheit erzeugt werden, einen kaum festzustellenden Schaden der keramischen Production von Koch- und Nutz­geschirren, der immer mehr an Umfang verliert.

Es ist das Verdienst Fr. Goldscheiders in Wien, die Thonplastik in ganz neue Bahnen gelenkt, in Oesterreich eine bedeutende Kunst-Industrie geschaffen zu haben. Sehr bescheiden begann er in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre die Herstellung von bemalten Kunstplastiken und fand nach wenigen Jahren einen derart nachhaltigen Erfolg, dass jetzt in den Betrieben mehr als 3 oo Plastiker, Maler, Keramiker, Modelleure beschäftigt sind. Leider hat der Tod den vielbegabten, schaffensfreudigen Mann allzufrüh dahingerafft.

Doch die grösste und unbedingt nachhaltigste Entwicklung hat in den abgelaufenen 50 Jahren die Herstellung von feuerfesten Waaren, der sogenannten Chamottewaaren genommen. Sie ist ein un­erlässlicher Behelf für alle feuerungstechnischen Betriebe und Industrien, selbstredend daher auch für die Ofenbauten der keramischen Industrie. Man verwendete früher, da man die feuerfesten Thone Oester­reichs nicht kannte, natürliche feuerfeste Steine, namentlich aus der Gruppe der Sandsteinarten. Seit Begründung der Porzellan-Industrie in Europa verwendete man zum Brennen des Porzellans die sogenannten Kapseln, eine Art Kisten, geformt aus feuerfestem Thon und Chamotte, in denen die zu brennende Waare, um von Russ und Rauch geschützt zu sein, eingesetzt wurde. Vor kaum 25 Jahren war die

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