ermöglicht und ausserdem eine grosse Verbilligung der Herstellungskosten erzielt. Von österreichischen Erfindungen auf diesem Gebiet ist noch Platenkas Etagenwanne zu erwähnen.

Auch das Material, aus welchem die Oefen gebaut wurden, erfuhr einschneidende Veränderungen. In älteren Zeiten baute man die Glasöfen aus feuchten, dann aus lufttrockenen und später aus ge­brannten Thonsteinen; gegenwärtig wird nur vollkommen feuerfestes Material für den Glasofenbau ver­wendet. Die feuerfesten Chamotte- und Dinas-Steine werden schon geformt bezogen, was den Aufbau des Ofens, der durchschnittlich alle Jahre erfolgen muss, in bedeutend kürzerer Zeit ermöglicht. Die gleiche Verbesserung wie der Hauptofen erfuhren auch die Kühlöfen, indem auch für diese die Gas­feuerung nutzbar gemacht und continuirliche Kühlöfen zur Anwendung gebracht wurden. So schmückt sich seit den Fünfzigerjahren die moderne Glashütte unseres Jahrhunderts mit einem Schornstein und gewinnt dadurch auch von aussen ein verändertes Ansehen, während man sich früher mit dem unvoll­kommenen Luftzug des Hüttengebäudes begnügte.

Die Idee der elektrischen Schmelzung ist von der Firma S. Reich und Co. aufgenommen worden, jedoch hat ein diesbezüglich erworbenes Patent mehr den Zweck, die Priorität der Idee zu sichern, als eine praktische Verwendung herbeizuführen.

Die durch die Gasfeuerung erzielte bedeutende Ersparnis an Brennstoff, der rauch- und russlose Betrieb, den sie ermöglicht, die reine Flamme mit hoher, gleichbleibender Temperatur und die Schonung des Ofens hat diese Feuerung zu einem Segen für die Glas-Industrie gestaltet. Früher wurde aus­schliesslich Holz, und zwar rationell nur Gebirgsholz zur Feuerung verwendet; hiedurch war die Lage der Fabriken tief im Walde bedingt. Die Glashütten wurden deshalb meistens von den herrschaftlichen Domänen als eine Art forstwirthschaftliches Nebengewerbe aufgefasst und entweder in eigener Regie be­trieben oder in weit häufigeren Fällen an die sogenannten Glasmeister verpachtet, zuweilen auch als Eigenthum überlassen. Das Holz hatte in früheren Zeiten einen minimalen Werth. So wird in der Concessions-Urkunde des Jahres 1530 für die Glashütte in Falkenau ihrem Pächter, dem früher er­wähnten Paul Schürer, gestattet, so viel Holz zu schlagen, als er wollte, er hatte nur einen Erbzins von 10 Schock Groschen zu zahlen, und es darf dem Waidwerk ja kein Schaden geschehen. Noch im 18. Jahrhundert war das Holz im Böhmerwalde so billig, dass im Jahre 1753 der Pächter der Glashütte bei Winterberg gegen ein sogenanntes Brandgeld von 10 bis 3 o Gulden nach Gutdünken aus den Schwarzenbergschen Wäldern Holz nehmen durfte; die Klafter weichen Holzes kostete damals 15, hartes 20 Kreuzer; solche Beispiele Hessen sich noch viele anführen. Allerdings kam die Glas-Industrie durch ihren Holzconsum gar häufig mit den Forstverwaltungen in Conflict. Schon unter Kaiser Maximilian II. drohte die Gefahr, dass alle Glashütten wegen Holzverwüstung abgeschafft werden. Kaiser Ludwig verbot aus ähnlichen Gründen im Jahre 1840 die Glaserzeugung im Reichswalde bei Nürnberg, welches Verbot Karl IV. 1855 erneuerte. Es waren eben die Forstverhältnisse nicht überall die gleichen, und während z. B. im Böhmerwalde der Holzreichthum bis in die Gegenwart ein ungebrochener ist, werden schon im vorigen Jahrhundert an vielen Punkten des Reiches Klagen über den Holzbedarf der Glashütten laut.

Die Verwendung anderen Brennmaterials, insbesondere von Kohle, erwies sich daher schon frühzeitig als eine volkswirtschaftliche Notwendigkeit. Während bisher allgemein angenommen wurde, dass die Kohlenfeuerung durch Robert Mansell, der 1635 ein Privileg auf die Erzeugung von Blei- krystallglas erhielt, in England zuerst in Anwendung kam, ist nach neueren Forschungen die Stein­kohlenfeuerung bei Glasöfen bereits für das Jahr 1579 in Hessen, und zwar durch den Pfarrer Johann Rhenanus und den Baumeister des Landgrafen Wilhelm IV. Christof Müller erwiesen. Sie verwandelten die Steinkohle durch Dörren zuerst in Coaks, um sie in diesem Zustande zur Heizung zu benützen. In einem Briefe an seinen Bruder vom Jahre 1580 spricht Landgraf Wilhelm von Gläsern, die mit «eitel Steinkohlen ohne einiges Spriesslein Holz gemacht wurden».

Fast 200 Jahre vergehen, bis man in Oesterreich der Kohlenfrage näher tritt. Die ersten diesbezüglichen Versuche sind uns aus dem Jahre 1767 bekannt, und zwar machten dieselben Com- merzienrath v. Scotti und Glashüttenmeister Bok in der Horowitzer Glashütte. Die Wichtigkeit dieser Frage wurde von der Regierung erkannt, und ein Hofdecret vom 11. September 1786 ermuntert zur Ver­wendung von Steinkohlen bei der Glaserzeugung durch die Zusage von ausschliessenden Privilegien.

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