Die erste Hütte, welche die Kohlenfeuerung in ausgedehnterem Maasse seit 1794 anwendete, ist «Sanct Agnes» in Liboje, Bezirk Cilli. Dieser Versuch wirkte für die Glasfabrication Steiermarks vorbildlich. So sehen wir bald darauf mehrere Glashütten bereits auf die Verwendung von Kohle ein­gerichtet: so Oberdorf (1805), Lankowitz -Weyern (18101820), Ferdinandsthal (1816), Trifail (1824). In Böhmen war die erste Hütte mit Kohlenfeuerung die Glashütte Eichthal bei Wottowitz; ihr folgte die Blumberger bei Schatzlar, welche jedoch schon 1821 ausser Betrieb kam. Aber erst in den Fünfziger­jahren dieses Jahrhunderts fand die Kohlenfeuerung in Böhmen ausgedehntere Verbreitung, so auf den Werken Anton v. Starks, der 1849 zu Radnitz die Steinkohlen-Feuerung und 1850 zu Reichenau die Braunkohlen-Feuerung einführte. Das Gleiche that dann 1852 Hermann Adam in Adamsthal bei Dux.

Auch auf Torf als Brennmaterial wurde früh gegriffen. Schon zu Beginn unseres Jahrhunderts construirte der Oberverweser der Aerarial-Glashütte in Gutenbrunn im Waldviertel, Namens Weinhold, einen Glasofen für Torfbetrieb. In Böhmen richtete Graf Georg Buquoy zu Neuhaus im Saazer Bezirke eine Glasfabrik, das sogenannte «Georgswerk», für Torfbetrieb ein; die Glashütte brannte jedoch 1819 ab und wurde dann nicht wieder hergestellt. Diese Glashütte ist auch deshalb erwähnenswerth, weil ihr Pochwerk durch eine vom Grafen Buquoy selbst erfundene, sehr originelle, grösstentheils hölzerne Dampf­maschine in Bewegung gesetzt wurde. Später wurde die Torfheizung in Schrems und Suchenthal, in Moosbrunn, sämmtlich in Niederösterreich, sowie in Oberdorf im Herzogthum Salzburg in ausge­dehntem Maasse angewendet.

Neben der Feuerung sind die verwendeten Materialien für die Entwicklung der Glas­fabrication ausschlaggebend. Bekannt ist die leichte Verwitterbarkeit der antiken und eines Theiles der mittelalterlichen Gläser, welche auf eine nicht entsprechende Zusammensetzung der Glasmasse zurück­zuführen ist. Mit den unvollkommenen Ofenconstructionen und Heizmethoden war es nicht möglich, harte Glassätze zum Ausschmelzen zu bringen; demnach wiesen die technischen Einrichtungen gebiete­risch auf ein leicht schmelzbares Gemenge hin. Ein Kalkzusatz, um das Glas streng flüssig zu machen, ist im Mittelalter nicht üblich; man begnügte sich mit dem Kalkgehalt der verwendeten Aschen, neben welchen noch Quarz oder Sand den Hauptbestandteil des Glasflusses bildete. Das Waschen des Sandes scheint bereits üblich gewesen zu sein. Der Glas-Industrie des Alterthums stand nur das Natur- product der Soda (das «nitrum» der Alten), welches aus Natronseen durch Auskrystallisiren gewonnen wurde, zur Verfügung. Später erfolgte dann der Ersatz desselben durch die Asche verbrannter Strand­pflanzen und Seetange, unter welchen der Kelp aus Schottland, die Barilla aus Spanien, der Varek aus der Normandie zu nennen sind. Besonders beliebt war die Barilla, auch Alicante-Soda genannt, aus der Salsola-Sodapflanze gewonnen, welche speciell zu diesem Zwecke an den spanischen Küsten angepflanzt wurde. Dieselbe kostete im Mittelalter etwa fl. 11. per Centner und enthielt nur 3o °/ 0 Natron.

Vom 16. Jahrhundert an tritt dann die W r aldasche in den Vordergrund, die schon von Theo-

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philus und Agricola zur Verwendung für die Glas-Industrie sehr gerühmt wird. Die ungeheuren böh­mischen Wälder boten für die Erzeugung dieser Waldasche das geeignetste Material; der Historiker Baibin hebt in seinem schon erwähnten Aufsatze vom Jahre 1679 eine Holzgattung, an welcher Böhmen Ueberfluss hat, hervor, die sich besonders gut zur Benützung der Asche und des Pulvers eignet, und in der er die Hauptursache für das Gedeihen der böhmischen Glas-Industrie sieht. Baibin meint hierbei die Buchenasche. Durch die Verwendung der Waldasche emancipirt sich auch die böhmische Glas-Industrie von venezianischen Einflüssen. Venezianische Glasscherben, Lagunensand und die Asche der adriatischen Strandpflanzen waren während des ganzen Mittelalters beliebte Materialien der deutschen und böhmischen Glas-Industrie gewesen. Früh begegnen wir schon den Ausfuhrverboten Venedigs, welche verhindern wollen, dass es den fremden Staaten durch Anwendung dieser Materialien gelinge, ein dem venezianischen gleichartiges Product zu erzeugen. Durch den Quarz einerseits, die Waldasche anderseits wird die böhmische Glas-Industrie von diesem Import vollständig unabhängig, und da sie jetzt selbst ein reineres Glas erzeugt, so benöthigt sie auch die fremden Glasscherben nicht weiter. Der chemische Unterschied zwischen der Asche der Strandpflanzen und jener der Waldhölzer blieb bis zum Jahre 1758 unbekannt, in welchem Marggraf in Berlin die Eigenthümlichkeit des Natrons bewies.

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