von Natur weiss und blank sei, zumal wenn der Sand und die Asche rein und mit Fleiss ausgesotten und abgefeimt ist, und schildert dann die Herstellung grüner (absichtlich grün getärbter) Weingläser, «darin ein rebenrechter blanker Wein sehr schön und lieblich stehe und das dem Wein eine lustige Farbe gebe».

Als weiteres Material, das die Glas-Industrie in grossen Mengen benöthigt, ist Glaubersalz zu nennen. Dasselbe wurde durch den Arzt Glauber (gestorben 1668) entdeckt und soll als Flussmittel für Glas bereits im Jahre 1660 von Kretschmar in Wittenberg erwähnt worden sein; jedenfalls gehört seine Verwendung in grösserem Maasse einer viel späteren Zeit an. Die ersten diesbezüglichen Ver­suche sind aus dem Jahre 1764 durch Laxmann, der später Mitglied der Petersburger Akademie wurde, bekannt; 1781 und 1784 wurden von demselben zwei Glashütten in Sibirien errichtet, welche mit Chudschir, dem dort vorkommenden natürlichen Glaubersalz, arbeiteten. In Deutschland macht Lampadius gegen Ende des vorigen Jahrhunderts auf Glaubersalz aufmerksam, jedoch erst i 8 o 3 stellt der spätere Bergrath v. Baader Versuche mit diesem Material an. Um dasselbe praktisch zu erproben, errichtet er im Jahre 1808 nahe der böhmischen Grenze im Bairischen Walde eine Tafelglas-Hütte und führte mit dem Akademiker Gehlen daselbst neue Versuche durch. Erst später gelang es Baader, auf der k. k. Spiegel­hütte zu Neuhaus den richtigen Glaubersalz-Satz zu finden; die österreichische Regierung belohnte im Jahre 1811 seine Erfindung mit einer Prämie von fl. 12.000. W. W. Die Priorität wurde ihm zwar von Dr. Oesterreicher streitig gemacht, der bereits 1796 Versuche in Ungarn gemacht haben soll, doch dürften dieselben sich auf die Reinigung der in Ungarn natürlich vorkommenden Soda (des «Sczek») beschränkt haben, wodurch ein Gemenge von Soda und Glaubersalz erzielt wurde.

Im Jahre 1817 kostete rohes Glaubersalz fl. 8. C.-M., gegenwärtig je nach Qualität fl. 1. bis fl. 3.; krystallisirte Soda kostete um dieselbe Zeit fl. 17. bis fl. 18. C.-M., gegenwärtig etwa die Hälfte.

Eine Umwälzung in den Productions-Verhältnissen brachte die Entdeckung zahlreicher reiner Sandlager in Preussisch-Schlesien, deren Product den bis dahin zur Erzeugung reinen Glases für unentbehrlich gegoltenen Quarz in Oesterreich zum grössten Theile verdrängte. Solche Sandlager sind seit alter Zeit in Deutschland, Frankreich und England bekannt; es ist ein schweres Missgeschick für die österreichische Glas-Industrie, dass gerade in unserem Vaterlande, dem Sitze einer so hochent­wickelten und berühmten Industrie, Sandlager von entsprechender Reinheit, die für die Fabrication des Weiss-Hohlglases verwendbar wären, nicht aufgefunden werden können. Während die deutsche Hohlglas- Industrie in dem östlichen Theile Deutschlands ihren Sandbedarf aus Hohenbocka in Schlesien deckt, besitzen die westlich gelegenen Fabriken des Deutschen Reiches ein ebenso gutes, ja fast noch besseres Material in den Sandlagern von Nievelstein und Herzogenrath bei Aachen. Die österreichische Glas­industrie aber ist auf den Bezug des Sandes von Hohenbocka angewiesen, der fast chemisch rein zu nennen ist. Tausende von Waggons müssen jährlich für Zwecke unserer Glas-Industrie importirt werden. Welche schwere Belastung hieraus für sie erwächst, erhellt wohl daraus, dass für den Waggon Sand, der loco Hohenbocka auf Mk. 3 o. bis M. 40. kommt, an Fracht nach den österreichischen Fabrications- stätten Mk. 100. bis Mk. 200. je nach der Entfernung zu zahlen sind.

Die Verwendung dieses Sandes in Verbindung mit der Gasheizung brachten eine vollständige Veränderung der Productions-Bedingungen mit sich. Die Glashütten, die früher als Dornröschen tief in den Wald hinein gezaubert waren, wurden nun an die grossen Verkehrsstrassen gelockt, um Sand und Kohle, die beiden Säulen der Production, möglichst billig zur Verfügung zu haben. Eine grosse Anzahl von Gebirgs-Hütten musste wegen der durch diese Verhältnisse eingetretenen Concurrenz-Unfähig- keit aufgelassen werden. An ihrer Stelle entwickelte sich eine Reihe grossindustriell angelegter Eta­blissements, die zwar der Poesie der früheren Zustände, die in Josef Rank, Hermann Schmid und Phil. Langmann ihre Schilderer gefunden, entbehren, dafür aber die Fahne des Fortschrittes hoch halten. Dieser Entwicklungs-Process beginnt in den Sechzigerjahren unseres Jahrhunderts und ist gegenwärtig noch nicht abgeschlossen.

Die übrigen zur Glasfabrication verwendeten Materialien waren zum grossen Theile der Glas­industrie bereits seit alten Zeiten bekannt, so Kreide (seit 1 683 ), Marmor, Basalt, der 1798 in Böhmen zur Flaschenfabrication benützt wurde, Granit, sowie die verschiedenen Metalloxyde, Trübungsmittel u. s. w.

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