Ein etwas kühner Versuch, Glas ohne Pottasche und Soda, aus Feldspath allein herzustellen, wurde von Josef Jäckel in Wien unternommen, der hierauf im Jahre 1818 ein Privileg erhielt. Er war wohl der Erste und Einzige, der das Kunststück zu Stande brachte.

Unter den in neuerer Zeit aufgetauchten Materialien ist der Kryolith hervorzuheben, der lange Zeit für die Milchglas-Industrie als ein unentbehrliches Material galt. 1795 wurde er von Schumacher in Grönland entdeckt und wegen seiner Aehnlichkeit mit Eis Eisstein oder Kryolith genannt. 1854 wurde die erste grössere Sendung nach Dänemark gebracht, später in böhmischen und schlesischen Hütten unter dem Namen Milchglas-Composition, sowie in Amerika von der Hot-cast Porcelain Company in Philadelphia zur Trübung von Glas angewendet.

Auch die Glas-Entfärbungsmittel, die wegen ihrer reinigenden Wirkung den Namen Glasmacher- Seifen führen, sind seit sehr alten Zeiten wohl bekannt; so der Braunstein, auch Pyrolusit (Feuer­wascher) genannt, der Arsenik. Etwas jüngeren Datums, doch im 17. Jahrhundert schon beliebt, ist der Salpeter, während in der neueren Zeit Nickeloxyd und andere Metalloxyde, ja selbst reiner Sauerstoff als Glas-Reinigungsmittel verwendet werden. Die Kunst, das Glas zu färben, war bereits bei den Egyptern in Uebung; es sind aus dem Alterthum hervorragend schöne Stücke des mannigfachsten Farbenglases erhalten. Freilich war man in früheren Zeiten bezüglich der Färbung mehr auf den Zufall angewiesen und bot sich für die Geheimniss-Krämerei und Alchymie da ein weiter Spielraum. Römische Glasscherben, später venezianisches Rohglas spielen für die Farbenglas-Industrie des Mittelalters eine wichtige Rolle. Im 14. Jahrhundert war es ein förmlicher Geschäftszweig, venezianische Glasscherben zu diesem Zwecke nach Deutschland einzuführen.

Als eine Entdeckung auf österreichischem Boden gilt die Anwendung von Kobalt, der zwischen 1540 und 1560 von Christof Schürer, Glasfabrikanten in Neudeck-Platten, zur Herstellung der blauen Glas­farbe benützt wurde. Allerdings war die Verwendung von Kobalt schon den Egyptern bekannt, ging jedoch später wieder verloren, bis sie Schürer wieder aufnahm. Die Producte der Hütte zu Neudeck- Platten zeichneten sich durch ihre schöne Färbung in hohem Grade aus; Carl Friedrich hebt in seinem Werke über die altdeutschen Gläser die brillante Farbe dieser Gläser besonders hervor, nur ist Friedrich sich über die Provenienz des Glases nicht klar. Wir glauben wohl nicht fehlzugehen, wenn wir diese Gläser der Hütte zu Neudeck-Platten zuweisen und damit den Ruhmestheil der österreichischen Glas­industrie um ein neues Zweiglein vermehren.

Als Königin aller Glasfarben gilt seit jeher ein schönes Roth. Die mannigfachsten, mühseligsten Versuche, die die Glas-Industrie zu verzeichnen hat, dürften der Herstellung dieser Farbe gewidmet worden sein. Johannes Kunkel, der Leiter der kurfürstlichen Glashütte auf der Pfaueninsel bei Pots­dam, ist bekanntlich derjenige, der das wirkliche Goldrubin-Glas erfunden hat, wenn ihm auch dieser Ruhm nicht unbestritten geblieben ist. In seiner «Ars vitraria» sagt er, das Rubin sei eine zu rare Sache, die gar viel Mühe, Zeit und Arbeit gekostet habe, deshalb werde es ihm Niemand ver­denken, wenn er es nicht gemein mache. Sein Recept ist vom Jahre 1734 datirt und wurde 1826 veröffentlicht, ist jedoch in der veröffentlichten Form eine entschiedene Mystification, während die von Kunkel selbst erzeugten Gläser noch heute durch ihre Farbenpracht den Kenner entzücken. Auch in Oesterreich sind mannigfache Versuche zur Erzeugung des Rubinglases zu verzeichnen. So erhielt der Helmbacher Hüttenmeister Michael Müller im Jahre 1688 vom Grafen Eggenberg ein Privileg hierauf. Dieses Rubinglas erfreute sich einer ausgedehnten Verbreitung und eines bedeutenden Exportes nach Spanien, Holland, Moskau u. s. w. Ob dieses auf einer südböhmischen Hütte erzeugte Glas Kupfer­oder Gold-Rubinglas war, lässt sich allerdings nicht mehr feststellen. i 8 o 3 machte der Glasmeister Leopold Mayer auf der Paulinen-Hiitte mit Rubinfluss sehr gelungene Versuche und erhielt hiefür vom Kaiser die goldene Ehren-Medaille. Die gräflich Harrachsche Fabrik Neuwelt erzeugte 1828 Rubinplattir-Glas (demnach Ueberfang-Glas) und 1842 massives Rubinglas mit Goldpurpur. Friedrich Egermann, der sich um die Glas-Industrie des Haidaer Bezirkes so grosse Verdienste erworben hat, erzeugte gleichfalls 1800 das «so viel beliebte und viel belobte Rubinglas». Franz Pohl, von dem bereits früher die Rede war, stellte in den Sechzigerjahren auf der Josefinen-Hütte in Preussisch- Schlesien schöne Proben her; doch trotz dieser Kette von Versuchen gelang es erst in neuester Zeit,