DIE GABLONZER GLAS-, PERLEN- UND BIJOUTERIEW A AREN-INDUSTRIE.

ie von den Höhenzügen des Jeschken- und Isergebirges umschlossene, an der Neisse ge­legene Gebirgsstadt Gablonz macht auf jeden Beschauer einen überaus freundlichen Ein­druck. Die malerische Lage der Stadt, ihre gut angelegten Strassen, die freien Plätze, der schöne Stadtpark, die vielen stattlichen Häuser tragen hierzu nicht unwesentlich bei. Seit dem Jahre 1865 fast um das Dreifache an Bevölkerungszahl gestiegen, zählt Gablonz heute nahezu 20.000 Einwohner. Die grosse Ausdehnung, welche Gablonz hinsichtlich seines Exportes vornehmlich seit 1865 gewonnen hat, trug dazu bei, einen gewissen Wohlstand in seinen Mauern zu begründen, und macht sich derselbe in zahlreichen monumentalen und privaten, mit vielem Geschmack ausgeführten Neubauten geltend. Gablonz erfreut sich seit dem Jahre 1872 des Gaswerkes der Gablonzer Actien- gesellschaft, ferner des am 28. November 1891 eröffneten ElektricitätsWerkes Mahla, Hoffmann & Co., System Gleichstrom mit Accumulatoren. Beide Anstalten prosperiren in ausgezeichneter Weise und haben die frühere Petroleumbeleuchtung zur Gänze verdrängt.

Neben den öffentlichen Bauten besitzt Gablonz eine stattliche Reihe von grossen Fabriksanlagen die Freiherr von Oppenheimersche Brauerei und im modernsten Style erbaute und eingerichtete Ge­schäftshäuser, wie z. B. die der Exportfirmen Ed. Dressier, Gebrüder Mahla, W. Klaar, Jakob H. Jeiteles Sohn, Schindler, Strauss, Freitag und viele andere.

Als Verkehrsmittel im politischen Bezirke Gablonz dient die im Jahre 1887 begonnene, 1888 und 1894 beendete ReichenbergGablonzTannwalder Localbahn, welche nunmehr ihres Ausbaues nach der Landesgrenze harrt, ferner die TannwaldEisenbroder Flügelbahn, sowie die Südnorddeutsche Ver­bindungsbahn.

Gewerbe, Industrie und Exporthandel sind die drei Grundbedingungen, auf welche sich das Er­werbsleben im Gablonzer Bezirke stützt. Die Bodenbeschaffenheit ist eine sterile, und, wenn die ge­nannten Grundbedingungen dieses Erwerbslebens nicht vorhanden wären, würde kaum ein Bruchtheil der dicht zusammengedrängten Bevölkerung ihr Brot finden. Man kann wohl sagen, dass der weitaus grössere Theil der Bevölkerung bei der Glas-Industrie seinen Erwerb findet, und je nachdem dieselbe mehr oder weniger florirt, finden sich auch die Arbeitskräfte. Dann wird aus dem Bäcker ein Irisirer, aus dem Schlosser ein Drucker, kurz bei winkendem lohnenden Verdienst wird das Handwerk verlassen und der Industrie nachgejagt. Dies hat zur Folge, dass dann rasch Ueberproduction eintritt, der Artikel dadurch entwerthet und vielen Käufern naturgemäss verleidet wird. Je nach der Lage des Geschäftes kann man

157