wohl annehmen, dass die Zahl der Arbeiter der Glas-Industrie zwischen 3 o.ooo und 50.000 variirt. Leider fehlen die genauen Daten des hiesigen Exportes, der nur approximativ angenommen werden kann und sich wohl auf die Durchschnittsziffer von 25 Millionen Gulden alljährlichen Umsatzes belaufen dürfte. Die Verhältnisse der Glas-Industrie bringen es mit sich, dass zwischen dem Exporteur und dem eigent­lichen Arbeiter der sogenannte Lieferant als Mittelperson existirt. Der Exporteur gibt entweder dem Lieferanten seine eigenen Formen mit dem Aufträge, ihm die erforderlichen Muster hieraus herzustellen, oder der Lieferant lässt sich solche Formen selbst machen und liefert den Exporteuren die Muster, auf welche dieselben dann Aufträge, entweder von nach Gablonz kommenden Käufern, oder durch Besuch derselben seitens ihrer Filialen und Reisenden, oder auch durch directe oder indirecte Bemusterung zu erlangen suchen.

Der Hauptsitz des Exporthandels befindet sich in Gablonz, doch sind auch noch einzelne Expor­teure in Wiesenthal, Morchenstern, Tiefenbach etc. ansässig. Im Ganzen dürften wohl heute nahezu an i 3 o Glaswaaren-Exporteure sich mit dem Vertriebe der hiesigen Glasindustrie-Erzeugnisse befassen. Es würden deren weit über 200 zu nennen sein, wenn nicht im Laufe der Zeit viele, man zählt seit dem Jahre 1870 82 solcher Firmen, gezwungen gewesen wären, ihr Geschäft wieder aufzugeben. Darunter befanden sich bedeutende Häuser, die infolge billiger Preise einen grossen Umsatz erzielten. Dieselben zogen als Bettler von dannen, nachdem sie durch ihr schleuderhaftes Gebahren dazu beigetragen hatten, den Artikel im Preise zu drücken, Millionen von Gulden der Gegend zu entziehen und viele Lieferanten zu Grunde zu richten. _

Als besonders hervorragend nennt die Heimatskunde in der Ivrystallbranche die Firma Ed. Dressier, in der Knopfbranche Gebrüder Mahla, in der Glaskurzwaarenbranche W. Klaar und in der Schmelz­perlenbranche die Firma Jakob H. Jeiteles Sohn; doch sei erwähnt, dass sich diese Firmen, sowie alle anderen Exporteure, mit dem Vertriebe der gesammten Glasindustrie-Erzeugnisse in grossem Maass­stabe befassen.

Der Grundzug und Charakter der Glaswaaren-Industrie ist, wie später dargethan wird, die Haus- Industrie und haben nur einige, und zwar die erwähnten vier Firmen, sowie Gebrüder Feix in Albrechts- dorf und Joh. Umann in Tiefenbach im hiesigen Bezirke eigene Fabriken, in denen sie allerdings nur den geringsten Theil ihrer Exportwaaren erzeugen, und zwar hauptsächlich Specialitäten, da in der Fabrication der Stapelartikel die Fabriks-Industrie mit der Haus-Industrie schwer zu concurriren vermag, es sei denn durch besondere technische Vortheile, welche sich die genannten Fabrikanten bei dem einen oder anderen Artikel errungen haben.

Gegenwärtig liegt die Industrie sehr darnieder, was hauptsächlich dem Umstande zuzuschreiben ist, dass die maassgebenden Artikel derselben, Knöpfe, Besatzperlen und Hutschmuck, von der Mode nicht begünstigt und deshalb auch nicht, wie es sonst der Fall zu sein pflegt, in grösserem Maasstabe angewendet werden, so dass sich in diesen drei Branchen allein ein ganz erheblicher Ausfall des Ex­portes ergibt. Dazu kommt nun noch, dass der Export nach den überseeischen Staaten einestheils durch Pest und Hungersnoth in Indien, durch Revolution in Südamerika, das gelbe Fieber in Centralamerika, durch die unstabilen Zollverhältnisse in Nordamerika und durch die Einführung der Dingley-Bill daselbst schwer zu leiden hat.

Auch Brasilien war für den Import der hiesigen Artikel durch circa i'/ 3 Jahre fast ganz ver­schlossen, da nicht allein die im vergangenen Jahre eingeführte bedeutende Zollerhöhung hemmend auf das Geschäft wirkte, sondern auch die grossen Cursschwankungen, welchen die dortige Valuta ununter­brochen ausgesetzt ist, so dass den Importeuren jedwede Basis zur Calculation fehlt. Die in Brasilien übliche Währung, Milreis, dessen Pariwerth 27 Pence beträgt, schwankte im Jahre 1896 von dem höchsten Curse 1 o 5 / I& bis zu 7 29 /3 2 .

In Chile übte die Einführung der Goldwährung nicht den erhofften Erfolg auf Handel und Verkehr aus, es trat leider das Gegentheil ein.

In Peru, sowie Columbien und Ecuador trug der Bürgerkrieg zur weiteren Verarmung der ohnedies mit Glücksgütern nicht besonders gesegneten Bevölkerung erheblich bei.

Auf Cuba hat infolge der andauernden Revolution der Import fast ganz aufgehört.

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