Japan, China und Afrika zeigen eine Importzunahrne unserer Artikel, und ist es besonders in letzterem Lande die Westküste, auf der sich der Handel nicht unbedeutend gehoben hat.

Der Export nach Mexico war in letzter Zeit auch nicht unbefriedigend zu nennen, jedoch sind es zumeist billige, im Preise gedrückte Waaren, die dahin von Gablonz aus exportirt werden.

Der Export nach Indien spielt eine mächtige Rolle in der Gablonzer Glaswaaren-Industrie. Ausser Perlen, Bijouterie, Steinen, Prismen etc. werden seit langen Jahren grosse Quantitäten Glasbangles runde Armreifen in färbigem Glas aus einem Stück gepresst, dann theils nur facettirt geschliffen, oder auch wiederum diese Facetten vergoldet, gemalt, mit Similidiamanten und anderen Verzierungen decorirt nach Indien exportirt. Dieser Artikel wurde zumeist nach Bombay und Calcutta verschifft und hat einer grossen Anzahl von Arbeitern, Druckern und Schleifern lange Jahre lohnende Beschäftigung ge­boten. Leider sind die Preise dieses Massenartikels mit der Zeit derart gedrückt worden, dass weder Lieferant noch Exporteur auch nur den bescheidensten Nutzen daran haben und die Arbeiter zu Löhnen arbeiten, bei denen es unbegreiflich erscheint, wie sie ihren Unterhalt bestreiten können.

Die im Jahre 1896 über Indien hereingebrochene Pest und Hungersnoth hatte den Export dahin fast für alle Artikel brachgelegt. Speciell davon betroffen wurden die genannten Glasarmreifen, Bangles, da die überhaupt gegen alles Europäische eingenommenen fanatischen indischen Priester den unwissenden Hindus, deren Frauen diese Armreifen als hauptsächlichen Schmuck trugen jede Hindufrau trägt bis zu sechs Paar solcher Reifen an ihren Armen vorpredigten und versicherten, dass diese Bangles die einzige Ursache der Heimsuchung ihres Volkes durch die Pest seien. Dieselben seien vergiftet, respec- tive aus giftigen Bestandtheilen hergestellt, insbesondere die grünen; die rothen seien mit Thierblut gefärbt Thiere sind bekanntlich den Hindus heilig; dass die Götter über die Prunksucht der Frauen zürnen, die sich mit diesen fremdländischen Reifen schmücken, und dass alle Männer sterben . müssen, deren Frauen diese Glasreifen tragen u. s. w. Die gläubigen Hindufrauen zerschlugen ihre Arm­reifen. Kaum war jedoch die Pest verschwunden, als auch der Artikel wieder in Aufnahme kam.

Als Concurrent in Bangles tritt in neuester Zeit China auf, welches den Artikel jetzt ebenfalls fabricirt, zwar in weit minderer Waare, jedoch zu solchen Preisen, dass unser Fabricat absolut nicht damit concurriren kann. Begreiflich ist es ja, dass China billiger zu erzeugen vermag, nachdem die Arbeiter dort Löhne bekommen, die in Europa undenkbar wären.

Die grösseren Gablonzer Exporthäuser haben ihre eigenen Filialen in Paris, London, Plamburg, Berlin, Annaberg etc. und besorgen den Vertrieb der Glaswaaren-Industrie durch dieselben, unterhalten ausserdem auf den sonstigen kaufkräftigen Plätzen Europas Agenturen, lassen die verschiedenen euro­päischen Länder durch Reisende besuchen und sorgen derart dafür, dass der Verbreitung des Artikels vollauf Genüge geleistet wird. Das überseeische Geschäft wird zumeist durch Vermittlung der in Wien, Berlin, Hamburg, Bremen, Paris, London und anderen Plätzen etablirten Exporteure gemacht; zwei hiesige Firmen jedoch haben auch mit dieser Tradition gebrochen und lassen die überseeischen Staaten direct bereisen. Dieselben führen auf ihrer Reise eine Menge anderer Artikel commissionsweise mit und nehmen dann eigentlich den Standpunkt ein, welchen die auf obigen Plätzen existirenden Exporteure behaupten, Commissionäre für Waaren aller Gattungen zu sein.

Eine andere Form des Geschäftsverkehres bildet der Export nach Britisch-Indien. Hier hat sich in letzter Zeit die Veränderung ergeben, dass Gablonzer Häuser das Geschäft direct mit den Natives gegen Connossament machen, ein Umstand, der, soweit dies die directen Verbindungen mit den Natives betrifft, nicht gerade zur Hebung der Preise beigetragen hat.

Für den Export nach Indien wirkte sehr häufig störend die Beförderungsweise der Güter seitens des Oesterreichischen Lloyd. Ganze Wagenladungen blieben und bleiben auch jetzt noch bei den monatlich zweimal stattfindenden Verschiffungen zurück. In der Industrie Oesterreichs spielt der Lloyd überhaupt eine markante Rolle, doch könnte man nicht behaupten, dass dieselbe eine derartige ist, dass sie zur Hebung der Industrie beiträgt. Die Gablonzer Exporteure verfrachten häufig ihre Waaren billiger und prompter über Hamburg, als sie es über Triest zu thun in der Lage sind.

:|< i'fi

159