theils brotlos wurden und in weiterer Folge die Preise besonders der Stapelartikel derart fielen, dass es später schwer wurde, dieselben wieder zu lohnenden zu gestalten.

Steine, Glasplatten, Glaskülbel, welche als Einlagen für Metallknöpfe verwendet wurden, dürften zu Anfang dieses Jahrhunderts zuerst hier erzeugt worden sein. Wenigstens beweist dies die Chronik der westfälischen und rheinischen Metallknopf-Industrie, welche ihren Hauptsitz in Lüdenscheid hatte, denn sie berichtet, dass zu jener Zeit Unmassen solcher Steinchen von hier bezogen und als Einlagen für Metallknöpfe verwendet wurden. Dieser Specialartikel kam dann wieder in den Jahren 1858-1867 in starke Aufnahme. Seit jener Zeit aber ist er niemals wieder zu einer auch nur annähernd gleichen Bedeutung gekommen, und zwar wohl nur deshalb, weil der Glasknopf ihm die Herrschaft mit Erfolg streitig machte.

Die Hohlglasperlen-Industrie, welche wohl im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts aufkam, kann man mit Fug und Recht als die Mitbegründerin des Weltrufes von Gablonz bezeichnen. Hauptabsatz­gebiete für diesen Artikel sind Englisch- und Holländisch-Indien, China, Japan, der Orient, Central- und Südamerika. Die eingeborenen Frauen dieser Länder finden ihre grösste Befriedigung darin, sich mit solchen Perlschnüren förmlich zu überladen.

Die Fabrication dieses Artikels geschieht in der Weise, dass diese Hohlperlen, sogenannte Form­perlen, über der Lampe geblasen, in allen Glasfarben, innen vergoldet oder versilbert, hergestellt werden. Gegen Ende der Siebzigerjahre wurden Formen erfunden, mit denen anstatt eines Stückes circa 10 Stück Perlen auf einmal hergestellt werden konnten, wodurch die Production so bedeutend erhöht wurde, dass sich rasch ein bedeutender Preisdruck geltend machte. 1200 Stück solcher kleiner Hohlperlen, Nr. o benannt, kann man heute um den Preis von 2224 kr. kaufen, während vor Erfindung der genannten Formen 6080 kr. für die gleiche Waare bezahlt wurden.

Echt vergoldete Hohlperlen wurden bis anfangs der Neunzigerjahre nur in Paris hergestellt. Seit Einführung dieser Fabrication in unserem Bezirke wird ein namhafter Umsatz darin erzielt, der wohl auf weit über 100.000 fl. pro anno zu schätzen ist.

Die gewöhnlichen Hohlperlen werden ausser in Russland, wohin diese Industrie infolge der dort herrschenden Hochschutzzollpolitik von hier aus durch den Exporteur Wünsch verschleppt wurde, nirgends als bei uns erzeugt. Die russische Fabrication befindet sich zwar noch immer in den Kinderschuhen, und wird dort Waare erzeugt, die nicht einmal des Ansehens, viel weniger des Tragens werth ist, da sie unvollkommen gearbeitet ist und scharfe Ränder aufweist und dadurch eigentlich zur Verwendung ungeeignet erscheint. Aber Eines hat die Verschleppung dieses Artikels nach Russland doch hervor­gebracht, und zwar einen Preisdruck desselben, der weder den Arbeitern, noch den Lieferanten oder Exporteuren einen auch nur annähernd nennenswerthen Nutzen lässt.

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts begann die Erzeugung der sogenannten Spiegelperlen, welche mit Zuhilfenahme eines Bleieinzuges in die hohlen Glasstengel angefertigt wurden. Erst einige Jahrzehnte später bürgerte sich dieser Artikel auch in allen möglichen Glasfarben ein. Im Jahre 1860 kamen die metallisirten Perlen mit Silber- sowie auch Goldeinzug auf, welche auf den überseeischen Märkten eine grosse Rolle spielten und noch spielen.

Es ist zunächst nun die Erzeugung der Sprengperlen gehackte Perlen zu erwähnen, die zu Ende des vorigen Jahrhunderts zuerst auf der Bildfläche erschienen. Diese Perlen wurden massenhaft zu Blumenkörbchen, Ampeln, Verzierungen von Draperien der Caroussels etc. verwendet, doch hat der Consum darin bedeutend nachgelassen.

Eine gewaltige Rolle im Perlenfach spielt der Artikel Schmelzperlen, deren Erstlingserzeugung wohl auf die Fünfzigerjahre zurückzuführen ist. Das Sprengen dieser Schmelzperlen geschah derart, dass die zu diesem Zwecke hergestellten, meist ganz schwachen hohlen Röhrchen bis zur Erfindung von dazu geeigneten Maschinen Sprengmaschinen auf scharfen rotirenden Steinscheiben gesprengt wurden. Im Jahre 1888 wurden jedoch Maschinen erfunden, welche diese Handsprengerei bei weitem überholten und die Production dieses Artikels derart vergrösserten, dass die Preise des fertigen Fabri- cates dementsprechend ganz bedeutend billiger wurden. Diese Schmelzperlen sind im Handel unter dem Namen Schmelz, Doppelschmelz, zwei- und dreimalige Waare bekannt und bilden in der Ausfuhr-

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