KUPFER & GLASER

K. K. LANDESBEFUGTE SPIEGEL- UND TAFELGLASFABRIKEN

WIEN.

enn die Glasfabrication überhaupt in die Reihe jener Industrien gezählt werden kann, welche schon in frühen Zeiten in Oesterreich zu hoher Blüte gelangten, welche bereits vor Alters den Ruhm des heimischen Gewerbfleisses in die fernsten Länder verpflanzten, und welche endlich, als die gewaltigen Reformen und Erfindungen unseres Jahrhunderts die industrielle Thätigkeit jeder Art zwangen, in neue Bahnen einzulenken, rasch verstanden, sich den modernen Formen anzupassen, so gilt dies im besonderen Maasse von der heimischen Spiegel- und Tafelglaserzeugung.

Die Spiegel- und Tafelglasfabrication blickt in unserem Vaterlande auf eine lange Geschichte zurück; die Fortschritte, welche die Etappen der Entwicklung dieses Industriezweiges bezeichnen, haben zum grossen Theile entweder in Oesterreich ihren Ausgang genommen und sind dann oft erst nach langen Jahren in andere Gebiete übertragen worden; oder auch die Errungenschaften der fremden Länder haben rasch Eingang in die heimischen Spiegel- und Tafelglashütten gefunden.

Dies war schon zu jenen Zeiten der Fall, wo der Wechselverkehr der einzelnen Völker nicht ein so reger war wie heute; aber namentlich für die letzten Jahrzehnte kann gesagt werden, dass diejenigen Firmen, welche den besprochenen Productionszweig in Oesterreich repräsentiren, in erfolgreicher Weise das Bestreben an den Tag legten, stets auf der Höhe des technischen Fortschrittes zu stehen, dass sie es verstanden, mit der aus­wärtigen Concurrenz gleichen Schritt zu halten, und sich von ihr nicht überholen Hessen.

Das Verdienst, an diesen Erfolgen der österreichischen wirtschaftlichen Thätigkeit im hohen Grade thätigen Antheil genommen zu haben, gebührt der Firma Kupfer & Glaser, welche nicht nur innerhalb der öster­reichisch-ungarischen Monarchie in die vorderste Reihe der von ihr vertretenen Branche zu stellen ist, sondern auch im internationalen Markte eine hervorragende Bedeutung geniesst.

Die Anfänge ihres Bestandes fallen noch in jene Zeit, wo die Glasfabrication auf die alte primitive Weise betrieben wurde.

Es war im Jahre 1825, wo die Gründer des Hauses, die Vorfahren der jetzigen Inhaber, Abraham Kupfer und Jakob Glaser, die erste Hütte in den Waldungen der gräflich La 2 anskyscjien Domänen, in Tyss errichteten. Damals war das Holz das einzige in der Glasfabrication verwendete Brennmaterial; das Vorhandensein eines reichen Waldbestandes in der Umgebung war die wichtigste Voraussetzung für die Existenz einer Hütte. Doch bei der damaligen Unvollkommenheit der Heizmethode war der ausserordentlich grosse Holzreichthum bald erschöpft, und so sehen wir bald die erste Hütte verlassen und neue erstehen, von denen als die wichtigsten Schlessles und Alt­hütte, beide im Luditzer Bezirke, hier genannt werden mögen. In allen diesen Betriebsstätten war bloss die Er­zeugung von gewöhnlichem Tafelglas (Fensterglas) betrieben worden.

Als im Jahre 1854 Alois Kupfer, der gegenwärtige Senior des Hauses, die Leitung des Unternehmens übernahm, war gerade jene Epoche angebrochen, welche Schlag auf Schlag gewaltige Reformen in der Glas­fabrication mit sich brachte, welche es ermöglichten, die Production, welche früher in der Form des Klein­betriebes durchgeführt worden war, auf fabriksmässige Weise zu betreiben.

Hier ist in erster Linie die Erfindung des Glasofens zu erwähnen. Durch diese war es möglich geworden, neben dem Holz auch jedes andere Brennmaterial, so Kohle und Torf, zu verwenden. Die fortwährende Wanderung der früher allein auf das Holz angewiesenen Hütten hörte auf, und es entstanden jene mächtigen Fabriken, als welche heute die Glaserzeugungsstätten erscheinen. Aber auch die Verbesserungen in der Herstellung der für den Schmelzprocess nöthigen chemischen Materialien, wie der Soda, hatte durch die Verbilligung der Produc­tion zum Aufschwünge der Glas-Industrie mit beigetragen.

Indem die Firma Kupfer & Glaser die einzelnen Neuerungen in der Fabricationsweise rasch aufgriff und sich zunutze machte, gelang es ihr, ihren Unternehmungen einen stets wachsenden Umfang zu verleihen. Die Zahl der von ihr betriebenen Werke wuchs immer mehr, und von ihrem ursprünglichen Sitze im Böhmerwald

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