dehnten sie sich bald immer weiter auf andere Gegenden aus. Von grösster Bedeutung war die im Jahre 1873 erfolgte Eröffnung der Glashütte Frankenreuth in Bayern. Daselbst wurde zum ersten Male mit der Fabrication von Spiegelglas begonnen, welche später im Geschäftsbetriebe der Firma eine wichtige Rolle spielen sollte. Auch in verschiedenen Kronländern der Monarchie entstanden Betriebsstätten des besprochenen Hauses.

In Salzburg wurde der Besitz einer in den Siebzigerjahren von einem Consortium, dem auch Lorenz von Stein angehörte, gegründeten Industrieunternehmung bei Bürmoos, welche sich als nicht lebensfähig erwies, über­nommen und daselbst im Jahre 1880 eine auf Torfheizung eingerichtete Glasfabrik errichtet. In Tarnow entstand im Jahre 1890 eine grosse, mit allen modernen Einrichtungen ausgestattete Anlage, welche als erstes Glaswerk Galiziens anzusehen ist, und so einen neuen Industriezweig in dieses Land verpflanzte.

In der Zwischenzeit waren aber auch in Böhmen sowie in Bayern neue Glashütten, und in Verbindung - mit der sich stets erweiternden Spiegelglasfabrication auch zahlreiche Veredlungswerke entstanden. Die Zahl der Orte, wo die Firma eigene Productionsstätten besitzt, beträgt 40. Von diesen befinden sich i 3 in Oesterreich, und zwar: Bohemia, Bürmoos, Fichtenbach, Frauenthal, Goldbach, Neufürstenhütte, Petlarn, Reichenthal, Sorghof, Tachau, Tarnow, Waldheim und Walzwerk. Im Deutschen Reiche bestehen folgende 27 Werke: Annahütte, Berglerwerk, Beugenhammer, Cham, Finkenhammer, Frankenreuth, Furth im Walde, Galsterloo, Gröbenstädt, Hagenmühle, Hammermühle, Kaibitz, Leinschlag, Lohma, Neuenhammer, Neustadt a. d. Waldnab, Nittenau, Roggenstein, Schafbruckmühle, Schmittlerwerk, Steinschleife, Sternstein, Trebetz, Weiden, Weislitz, Wondreb und Wutzschleife.

Die einzelnen Anlagen gliedern sich in eigentliche Glasfabriken und in Veredlungswerke. Die letzteren bestehen entweder für sich allein, oder sie sind in Verbindung mit den ersteren.

Die Glasfabriken dienen der Herstellung von Fenster- und Solinglas, sowie von Spiegelglas im rohen Zustande. Die Erzeugung dieser drei verschiedenen Arten ist im Wesen die gleiche und sind auch die derselben dienenden Vorrichtungen einander verwandt; nur die Art des Rohmateriales, sowie die entsprechende Veredlung bewirken die Verschiedenartigkeit der Qualitäten.

In allen Fabriken, in denen die Fabrication des Rohglases vor sich geht, bestehen ein oder mehrere auf dem Regenerativsystem beruhende Gasöfen. Die Heizung erfolgt durch das den örtlichen Verhältnissen an­gemessene Material; es ist entweder Kohle, Holz oder Torf. Nachdem die geeigneten Rohproducte (Quarzsand, Soda, Kalk, Sulfit) in den entsprechenden Verhältnissen gemischt sind, gelangen sie in die Schmelzöfen, wo sich unter dem Einfluss der Hitze der Glasfluss bildet.

Hierauf beginnt die Arbeit der Glasbläser. Die Werke sind insgesammt auf die Fabrication von ge­blasenem Glas eingerichtet. Dieses wird in der Weise erzeugt, dass von der geschmolzenen Glasmasse der Bläser mit der Pfeife, dem in der Glasmacherei schon seit undenklichen Zeiten angewandten Instrumente, einen entsprechenden Posten aufnimmt und durch Blasen und eigenthümliches Schwenken der Pfeife dem Glas­klumpen allmälig die Tafelform verleiht. Die Grösse des Glaspostens richtet sich nach der Dimension der herzustellenden Tafel. Das grösste Ausmaass, das durch diese Methode erreicht werden kann, ist 132X81 cm bei einer Dicke von 6 mm; das Gewicht des zu einer solchen Tafel nöthigen Glasklumpens beträgt ca. 7 5 kg. Die grösseren Scheiben können auf dem Wege der Glasbläserei nicht verfertigt werden, sondern nur mittelst des Glasgusses; dieser wird in den Werken der besprochenen Firma nicht vorgenommen.

Der Glasbläser benützt bei dem Erzeugungsprocesse keinerlei maschinelle Behelfe. Das Gelingen der Tafel ist einzig und allein von seiner Geschicklichkeit und Kraft abhängig. Zur Unterstützung bei der Arbeit, zur Bewältigung der schweren Masse stehen ihm Gehilfen zur Seite; ein Streckofen dient zur Erhaltung des hohen Hitzegrades des zu bearbeitenden Materiales. Das vom Glasbläser ausgefertigte Product gelangt zum Schlüsse in den Kühlofen, wo es seine hohe Temperatur allmälig verliert.

Das Fenster- und Solinglas gelangt unmittelbar nach dem Verlassen der Glasfabrik auf den Markt, dagegen hat das Spiegelglas noch verschiedene Veredlungsprocesse mitzumachen. Es gelangt zunächt in die Schleifereien. Daselbst wird es auf den Schleifständen oder Schleifapparaten unter Anwendung von Maschinen­kraft mit Schmirgel vorläufig geschliffen, um von hier seinen Weg in die Polirwerke zu nehmen, wb es auch auf maschinellem Wege durch Filzblöcke, auf denen Englischroth aufgetragen ist, die nöthigeJPolitur erhält. Hiemit ist das Spiegelglas eigentlich fertiggestellt. Unter Umständen erfolgt auch noch das Facettiren der polirten Gläser.

Die Maschinen in den Veredlungswerken der Firma Kupfer & Glaser werden mit Wasserkraft, wo solche nicht zu Gebote steht, mit Dampfmotoren betrieben.

Eigene grosse Werkstätten sind für das Anbringen der Belege eingerichtet. Bis vor kurzer Zeit wurden diese fast ausschliesslich aus Mercur (Quecksilber) verfertigt. Die Manipulation mit diesem war für die mit der­selben beschäftigten Arbeiter häufig mit der Schädigung ihrer Gesundheit verbunden. Es wurden daher mannig­fache Versuche angestellt, dieses gefährliche Material zu vermeiden. Endlich ist es auch gelungen, eine Silber­verbindung herzustellen, welche das Mercur vollständig zu ersetzen geeignet ist; da auch das stetige Sinken der Silberpreise die Anwendung dieser Substanz erleichterte, wird seit fünf Jahren in den Belegen der Firma Kupfer & Glaser ausschliesslich Silber verwendet; es kommt auch hie und da vor, dass Gold oder Platin als Belag be­gehrt wird.

Ausser den hier besprochenen Fabriksanlagen besitzt die Firma Kupfer & Glaser noch grössere Oeko- nomien. In denselben wird vorwiegend die Waldwirtschaft betrieben. Die zur Gewinnung des benöthigten

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