und bildete durch zwei Jahrzehnte nahezu die ausschliessliche Erzeugungsart des raffinirten Eisens. Auch dieser Process ist bereits heute überholt durch das Bessemern, das Thomasiren, das Martiniren.

Mit der im Jahre 1858 durchgeführten Erfindung Sir Henry Bessemers, das Roheisen in ge­schlossenen cylindrischen Räumen Convertern durch Zuführung grosser, starker, erhitzter Wind­mengen ohne Anwendung von Menschenkraft umzuschmelzen, begann die Massenproduction des Eisens, welche seit jener Zeit ungeahnte Dimensionen annahm. Bessemer vermochte nur mit Roheisen vor­züglichster Qualität aus nahezu phosphorfreien Erzen erblasenem das Product zu erzielen. Die vorzüglichen Erze Steiermarks und Kärntens fanden mit diesem Processe ihre ausgezeichnete ausschliess­liche Verwerthung. In diesen beiden Ländern fand der Bessemerprocess schon i 863 Eingang, und ge­langte das gewonnene Product in Oesterreich zur allgemeinen Verwendung.

Mit der Erfindung Thomas-Gilchrists, welcher den Schmelzprocess in den gleichen Convertern durch Verwendung von Silicium durchführte, wurde es ermöglicht, auch aus phosphorreichen Erzen ein geeignetes Material herzustellen. Hiemit war die Prävalenz der steirischen Werke gebrochen, denn die reichen böhmischen, zum Bessemern untauglichen Erze gelangten nunmehr zur Verwendung, und die Nähe des Steinkohlen- und Koksbezuges ermöglichten den böhmischen, schlesischen und mährischen Werken, grosse Thomashütten zu errichten und mit ihren Erzeugnissen den Markt zu beherrschen.

Bald zeigte es sich jedoch, dass die Qualität des Thomaseisens nicht allen jenen Anforderungen entsprach, welche für den immer grössere Ansprüche stellenden Eisenbahn- und Maschinenbau aus­reichend waren. Es wurde deshalb mehrfach auf den Bessemerprocess zurückgegriffen und anderseits der Siemens-Martinsprocess eingeführt, in welchem Roheisen mit Zusatz von Alteisen in geschlos­senen Räumen mit Zuführung stark erhitzten, durch Siemenssche Generatoren erzeugten Windes ver­schmolzen wurde.

In den letzten 40 Jahren haben also in der Raffinirung des Eisens vier verschiedene Processe Eingang gefunden, durch deren Einführung unter Aufwand grosser Kosten die Einrichtung der Fabriken beein­flusst und umgestaltet wurde.

Zur Formmachung für die verschiedenen Eisensorten waren, wie erwähnt, zu Beginn unserer Periode nur Hämmer und kleinere Walzwerke im Betriebe; bald traten Walzwerke in Verwendung, welche nach Bedarf nach und nach bedeutende Dimensionen annahmen und durch schwere Dampf­maschinen bis zu 2000 HP betrieben werden.

Am deutlichsten drückt sich diese Entwicklung in nachstehenden Ziffern aus, welche die Leistungs­fähigkeit eines Frischfeuers, eines Puddelofens, eines Bessemer- und Thomasconverters und eines Martin­ofens darstellen.

Es können in 24 Stunden erzeugt werden

in einem Frischherde. 10 q

» » Puddelofen.60 »

» » Bessemer- und Thomasconverter 200 »

» » Martinofen. 3 00 »

In welchem Umfange diese Massenproduction auf die Verbilligung der Preise Einfluss gehabt hat, mag aus nachstehenden Ziffern erkannt werden. Der Preis eines Metercentners Eisenbahn­schienen betrug 1848 28 fl., im Jahre 1896 9 fl. 50 kr., er hat sich also um das Dreifache verringert.

In welcher Weise die technischen Fortschritte im Eisenhüttenwesen auf die Möglichkeit, Massen zu produciren, und die Leistungsfähigkeit der Werke eingewirkt haben, soll an demselben Product, Eisenbahnschienen, erwiesen werden. Im Jahre 1848 wurden Eisenbahnschienen von 3 m Länge im Gewichte von i'ii q, im Jahre 1896 wurden Schienen von 1218 m im Gewichte von i3 - 2019-80^ erzeugt. Der laufende Meter wog vor 50 Jahren 37 kg, heute 111 kg.

Die Production aller Art von Stabeisen und Stahl lässt sich für das Jahr 1848 nur approximativ mit etwa 800.000 q angeben, sie hat sich bis zum Jahre 1897 auf rund 5 Millionen M.-Ctr. erhöht, sich sonach mehr als versechsfacht.

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