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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Zweiter Band
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213
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1,508.140#, also 19% Gussroheisen erblasen. Speciell in Böhmen, Mähren und Schlesien ist die Guss­roheisen-Erzeugung von 154.806# des Jahres 1848 auf 1,030.127# des Jahres 1896, also um das 9fache gestiegen, und beträgt die Gussroheisen-Production dieser Provinzen heute 68°/ 0 der gesammten Gusseisen- Production.

Bei der Zunahme des Bedarfes an Giessereiroheisen, nicht nur für die Erzeugung von Gusswaaren, sondern auch für die Darstellung von Flusseisen musste ausländisches Giessereiroheisen in grossen Quan­titäten bis zur Höhe der eigenen Production aus dem Auslande bezogen werden, und war es zumeist Grossbritannien, welches diesen Bedarf deckte, ferner Deutschland, Schweden, Spanien und in den letzten Jahren Nordamerika, welchletzteres 250.000# im Jahre 1897 importirte.

Dieser sich stets vermehrende Import hat zur Anlage von Hochöfen in Servolla bei Triest ge­führt, woselbst unter der Begünstigung des für Triest erlassenen Steuerbefreiungs-Gesetzes für Errichtung von Industrialien, mit Inanspruchnahme griechischer, spanischer und afrikanischer Erze, wie englischer Cokes Giessereiroheisen erblasen wird. Bislang hat diese erst seit zwei Jahren bestehende Hochofenanlage den Import von Giessereiroheisen nicht aufzuhalten vermocht, der grösste Theil des dort erblasenen Roheisens wird in eigenen, in Krain gelegenen Werken verarbeitet. Das gesammte erzeugte Roheisen wird im Inlande verwendet, mit Ausnahme von 5 °/ 0 , welche nach Italien und Russland exportirt werden.

In nachstehender Tabelle sind die Productions- und Consumtionsziffern der eisenproducirenden Staaten im Jahre 1896 angeführt, aus denen sich das Verhältnis der Production unserer Monarchie zu den anderen Staaten ergibt.

Deutsch­

land

Oesterreich-

Ungarn

Gross­

britannien

Frankreich

Belgien

Schweden

Italien

Russland

Nord­

amerika

Einwohnerzahl in Millionen .

52-2

45

39 - 5

38-5

6-5

5

3 l

i 3 o

71

Roheisenproduction in Tonnen

6342

1100

8700

2334

933

475

IO

i390

8623

Einheimischer Verbrauch »

4764

i3o7

4596

2143

54

Verbrauch per Kopf Kilo .

9I-3

29I

1164

557

79-1

i 8 - 9

1 183

Eigene Production per Kopf Kilo

121-5

24-4

2 20'3

6o-6

I 43-5

95

o3

10-7

121-5

Nach diesen Ziffern nimmt Oesterreich-Ungarns Roheisenproduction die sechste Stelle ein und be­hauptet auch diesen Platz bezüglich der Participirung des Kopfes der Bevölkerung an derselben.

B. Die Erzeugung von raffinirtem Eisen und Stahl.

Wie schon erwähnt, bildet das Roheisen ein Zwischenproduct zwischen Erz und fertiger Waare und wird dasselbe durch Raffinirung in verwendbares Eisen und Stahl umgewandelt. Dieser Raffinirungs- process wird das Frischen genannt und ist ein Oxydationsprocess, welcher in Räumen Herden unter Zuführung von gepresster atmosphärischer Luft mit Verwendung von vegetabilischen oder mine­ralischen Brennstoffen mit dem durch menschliche Arbeit dort eingeschmolzenen Roheisen durchgeführt wird und je nach der Arbeitsart und der Zusammensetzung des Roheisens in Stabeisen oder Stahl um­gewandelt wird, indem durch die Schmelzung mit Hinzutritt atmosphärischer Luft die dem Roheisen inne­wohnenden Unreinigkeiten und ein Theil des Kohlenstoffes entzogen wird.

Auf diesem Processe beruht die gesammte Darstellung von raffinirtem Eisen und Stahl, dessen Entwicklung in der in Rede stehenden Periode grosse Fortschritte sowohl in der Erhöhung als in der Verbilligung der Production gemacht hat.

Zu Beginn der Periode wurde wie bei der Roheisenerzeugung der Frischprocess nahezu ausschliesslich mit vegetabilischem Brennstoffe (Holzkohle) in offenen Frischherden durchgeführt, das ge­wonnene Halbproduct unter Hämmern nach vorhergegangener Schweissung auf fertige Waare ausge- streckt. Nach und nach wurden die Frischfeuer vergrössert, der zugeführte Wind zur Ersparung des Brennstoffes erhitzt, das zur Verschmelzung gelangende Roheisen in Vorwärmern vorgewärmt und hiedurch eine vergrösserte Production erzielt.

Zu Anfang der Fünfzigerjahre begann die Errichtung der Frischherde in geschlossenen Räumen unter Beibehaltung der Menschenkraft mit Verwendung von Steinkohlen der Puddlingsprocess

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