Zur Zeit der Gründung des Etablissements fand die Erzeugung der Cassen in einem in Erdberg gemietheten Locale statt. Erst die sich immer mehr steigernde Nachfrage bewog Wertheim, die gegenwärtige Fabrik, Louisen­gasse Nr. 6, im Jahre 1858 zu erbauen, und kann diese Anlage zu den grössten des Continents gerechnet werden. Das Gebäude, welches in Ziegelrohbau ausgeführt wurde, besteht aus Souterrain, Parterre und einem Stockwerke und zeichnet sich durch allen sanitären Rücksichten auf das Arbeiterpersonale entsprechende Räumlichkeiten aus, welche im Laufe der Jahre noch durch bedeutende Zubauten und Vergrösserungen erweitert wurden. Eine Dampfmaschine (System Collman) von 3o HP, sowie alle erforderlichen Hilfsmaschinen, als: Hobelmaschinen, Shapingmaschinen, Pressen, Fräsmaschinen, Stossmaschinen, Drehbänke, Schleifmaschinen, Schlüsselmaschinen, Polirmaschinen und Bohrmaschinen werden im Etablissement verwendet, was zur Genüge darthut, dass sämmt- liche Cassen- und Schlossbestandtheile durch Maschinenarbeit erzeugt werden und dadurch Garantie für die gleich- mässigste und exacteste Arbeit bieten. Ein Eisenbahngeleise von ca. 600 m Länge, eiserne Wagen, sowie ein mit Dampf betriebener Aufzug vermitteln den Transport der Cassen, welche nach Fertigstellung und Lackirung in grossen, mit Dampf geheizten Trockenöfen getrocknet werden.

Die Fabrik ist im Stande, jährlich ca. 2000 Stück Cassen zu erzeugen, welche Productionsmenge heute jedoch bedeutend vermindert wurde. In der Fabrik befinden sich stets 900 1000 Cassen theils fertig, theils in Arbeit, und jede derselben geht von Beginn der Arbeit bis zu ihrer Vollendung durch zehn Abtheilungen, in denen immer nur ein und derselbe Theil ausgeführt wird. Eigens bestellte Controlorgane revidiren und prüfen jede Casse und jedes Schloss auf das Sorgfältigste nach allen Richtungen, bevor selbe die Fabrik verlassen, was zur Folge hat, dass den Abnehmern nur in jeder Hinsicht vollkommene und entsprechende Waaren geliefert werden.

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