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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Zweiter Band
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metallischen Farbenwirkungen zu reizenden Decorationseffecten zu combiniren, indem man ganze Zeichnungen und Ornamente aufgalvanisiren kann. B. Löwy verwendet fünf ziemlich concentrirte Goldbäder, welche in einem doppelten Gefäss stehen. Die Erwärmung derselben geschieht mit Dampf von dem schon früher erwähnten Dampf­kessel aus. Ein separates Goldbad verdient besondere Erwähnung, da in demselben ein besonders starker Gold­gehalt ist, per Liter i Ducaten Gold. Die Goldbäder haben einen eigenen Amperemeter, welcher den aufgebrachten Goldniederschlag per Gramm angibt. Eine eigene Abtheilung dient zur Feuervergoldung, in welcher die Gegen­stände nach erfolgter Feuervergoldung einer Verfärbung unterzogen werden. Besonders verdient auch die Em­pire-, Antiqua- und französische Mattvergoldung erwähnt zu werden. Von der letzten Art hat das Etablissement Arbeiten ausgeführt, welche selbst in Frankreich, der Heimat dieser Kunst, nicht kunstvoller ausgeführt sein könnten.

Zur galvanischen Versilberung dienen Bäder, welche durch Auflösen von frisch gefälltem Chlorsilber in Cyankalium bereitet sind. Die diesbezüglichen Silberdecken und Ueberzüge geniessen seit Langem schon hohen Ruf. Die Firma verwendet nur schwere Silberbäder, io, 15 und 25 g Silber per Liter. Ein eigenes Schaltbrett, versehen mit drei Amperemetern, zeigt genau, wie viel Silber in der Amperestunde niedergeschlagen wird. Dies sind gewöhnlich 4 g. Zur Controle werden noch alle Gegenstände vor und nach der Versilberung auf einer feinen Grammwage gewogen. Die galvanische Versilberung kann also, wie man sieht, genau nach Gewicht vorgenommen werden.

Das in neuerer Zeit so wichtige und beliebte galvanische Vernickeln für die mannigfachsten Gegenstände wird gleichfalls nur so ausgeführt, dass es jeden Anspruch der einschlägigen Industrien sowohl technisch als künstlerisch befriedigt. Man kann sagen, B. Löwy hat es in der Vernickelung zu einer Meisterschaft gebracht. Seine Ueberzüge bestechen durch Schönheit, Gleichmässigkeit und besondere Haltbarkeit. Ein Abblättern ein­zelner Stellen kommt nicht vor. Auch die Einrichtung der Vernickelungsabtheilung darf als eine mustergiltige bezeichnet werden.

Ausser den bisher angegebenen Metallüberzügen stellt man im Etablissement solche auch noch aus Platin, Blei, Zink, Zinn, Eisen, Kobalt u. s. w. her. Die Anstalt besitzt zwei Messing- und zwei Kupferbäder mit einem Inhalt von je 2000 /, 1 g Zinkbad, 1 g Zinnbad. Eine eigene Abtheilung dient für Platinirung und Oxydation in zwanzig verschiedenen Nuancen. Grossartige und kunstvolle Resultate liefert namentlich die Platinirung nach französischem Genre auf chemischem Wege. Die Gegenstände werden hiebei zuerst galvanisch verkupfert und dann mit Platina auf mechanischem Wege überzogen. Platinirung nach wissenschaftlichem Principe, sowie Kobal- tirungen werden gleichfalls hergestellt. Alle diese Niederschläge können mit Zink, Eisen, Kupfer und den ent­sprechenden Legirungen ausgeführt werden. Bei chemischen Bronzirungen und Feuervergoldungen können die Gegenstände durch Strom oder mechanisch auch noch nachträglich gefärbt werden. Auch mit Stahloxydbädern arbeitet das Etablissement, um Gegenständen aus Eisen, Stahl und Messing durch das Stahloxydiren ein täuschen­des Aussehen von Stahl zu geben.

Eine eigene Abtheilung dient für die Brünirung, insbesondere für die auf Eisen nach Schweizer Original­verfahren. Durch diese werden Gegenstände aus Eisen und Stahl so schön matt- oder tiefschwarz gefärbt, dass sie sich in bester Weise zu Kunst- und Luxusartikeln eignen. Die Firma hat u. A. Tabatieren und Zündholz­behälter hergestellt, welche so vollendet aussehen, dass sie vom künstlerischen Standpunkte aus sogar eine Ver­bindung mit Edelsteinen sehr gut vertragen, so dass sich auch die Juwelen-Industrie dieser Combination bedient. In der Brünirungs-Abtheilung sind verschiedene Kessel und drei Motoren, welche 3ooo Touren per Minute machen, in Thätigkeit.

Eine eigene Abtheilung des Etablissements bilden die Plastikbäder. Unter der hier betriebenen eigent­lichen Galvanoplastik versteht man die Herstellung von Metallniederschlägen, welche so stark sind, dass man sie von der Form abtrennen kann, und dass sie dann selbständige Metallgegenstände bilden.

Die Anstalt kann auch das Ueberziehen von Massenartikeln jeder Grösse, z. B. Verzinnen, in kurzer Zeit ausführen, Gegenstände an verschiedenen Stellen mit verschiedenen Farben und Metallniederschlägen versehen und galvanische Reproductionen beliebiger Grösse ausführen. In der vorjährigen Millenniumsausstellung in Buda­pest hat ein kunstvoll galvanoplastisch hergestellter Schild_ von ca. 80 cm Durchmesser die Bewunderung aller Fachleute erregt. Dieser Schild hat auch den Beifall unseres Monarchen gefunden. Als Beweis, wie der Inhaber mit der Arbeit seiner Anstalt verwachsen ist, mag der Umstand dienen, dass er selbst an alle Kunstgegenstände, welche sein Etablissement verlassen, die letzte Hand anlegt.

Die Firma J. Gasterstaedt hat sich ihre Ueberlegenheit durch die Einführung des Grossbetriebes gesichert, welchem gegenüber speciell in diesem Fache die kleingewerbliche Thätigkeit auch nicht annähernd gleichen Schritt halten kann.

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