zugemessenen Zeit eine Riesenarbeit pünktlich beendete, die gleichwohl durch ihre Präcision als eine ausgezeichnete bezeichnet werden musste. Der Wiener Weltausstellung waren übrigens verschiedene grössere Eindeckungen mit Zinkblech vorangegangen, so als eine der ersten ansehnlicheren Arbeiten jene der Wiener Central-Markthalle durch den damals bestehenden Kupferschmied C. Grundmann, einige schwierige Partien des k. k. Arsenals, abwechselnd von Diener und Vincenz Wenzel ausgeführt, die Be­dachungen vieler anderer Aerarialgebäude und Kasernen, von Fabriken, Monumentalbauten, Theatern, Kirchen, Palästen, vielen Privathäusern, die sämmtlich schön und solid hergestellt wurden und sehr viel beitrugen, die anfänglich gegen die Zinkblechbedachung auftauchenden Vorurtheile zu beheben.

Der grosse Verbrauch des Zinkbleches zu Bedachungszwecken hat denn auch früher ungeahnte Dimensionen angenommen und zur Errichtung einer Reihe neuer Zinkwalzwerke in Oesterreich den Anlass gegeben. Anfangs bestand nur ein solches in Olbersdorf bei Mährisch-Ostrau, der Troppauer Firma Tlach & Keil gehörig, welches aber dem rasch steigenden Bedarfe nicht mehr genügen konnte, so dass der Import von Zinkblechen aus Preussisch-Schlesien von Jahr zu Jahr anwuchs. 1862 erbaute Graf Guido Henckel-Donnersmarck ein neues Zinkwalzwerk, die Donnersmarckhütte in Privoz bei Mährisch- Ostrau, 1883 Albert Schmieder eines in Oswiecim, 1887 das Montanärar eines in Cilli und 1896 Fürst Hohenlohe ein solches in Dzieditz.

Die Blecherzeugung dieser fünf Walzwerke, zu welchen auch dieses oder jenes Messingwerk Einiges liefert, welches zeitweilig auch etwas Zink auswalzt, deckt den grossen Bedarf der österreichischen Industrie so vollkommen, dass der Import fremder Zinkbleche jetzt ganz aufgehört hat und selbst ein Export aus Oesterreich nach Russland, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Italien, Griechenland und der Türkei platz­greifen konnte.

Mit der Verwendung der Zinkbleche zu Dachdeckungen begannen sich auch andere Zweige der Bauspänglerei zu entwickeln, indem an Neubauten Dachfenster, Gesimse, Hänge- und Ablaufrinnen, sowie Ornamente aller Art zu Fa9adezwecken aus Zinkblech eingeführt und ihrer Zweckmässigkeit und Billigkeit wegen immer beliebter wurden. Die fortschreitende Qualitätsverbesserung der Zinkbleche hatte auch zur Folge, dass die Galanteriespänglerei in Oesterreich sich für dasselbe zu interessiren begann. Die anfänglich schüchternen Versuche mit der Erzeugung von Küchen- und Haushaltungsgeräthen nahmen steten Fortschritt, und es entstanden allmälig dort, wo bis dahin schlichte Handarbeit herrschte, Fabriken, und die sinnreichst construirten Hilfsmaschinen mit Wasser-, Dampf- und Elektricitätsbetrieb traten in Thätigkeit. Oesterreich hat in dieser Beziehung Deutschland, von wo, wie schon erwähnt, anfänglich derlei Gegenstände im geringen Umfange und in primitiver Einfachheit importirt wurden, bedeutend überflügelt, und es leistet in Bezug auf Geschmack und Eleganz sowohl als auch rücksichtlich der So­lidität und der Preise wahrhaft Wunderbares. Allerdings bedurfte es auch mehrseitiger Anregungen, und es musste den in jeder Beziehung intelligenten, begabten und strebsamen Erzeugern eine gewisse Gewähr für den Absatz der hergestellten Objecte geboten werden. Verdienstvoll auf diesem Gebiete haben sich einzelne Kaufleute, darunter besonders Richard Emmer, erwiesen, die auf den belebtesten Plätzen der Residenz Specialgeschäfte in den einschlägigen Artikeln gründeten und das Interesse der Haushaltungen wachzurufen verstanden und so es vermocht haben, den nie rastenden Meistern und später respectablen Fabrikanten wie Jos. Denk, Joh. Schwetz u. v. A. wiederkehrende, stets umfangreichere Auf­träge zuzuführen. Auch in anderen Städten wurden infolge der überall eintretenden regen Bauthätigkeit an die Bauspängler grössere Anforderungen gestellt, und diese führten dazu, auf die Verbesserungen der Betriebe bedacht zu sein, um gegenüber den mit vollkommeneren Einrichtungen arbeitenden Wiener Fabriken aufzukommen. Erwähnenswerth ist es, dass die Prager Spängler ihre Söhne zur Ausbildung in die Klempnerschule nach Aue in Sachsen sandten, von wo diese mit Kenntnissen und Erfahrungen ausgerüstet zurückkehrten und -mit Maschinen betriebene Spänglereien einrichteten. Der Industriezweig entwickelte sich dort rasch zu einer Vollkommenheit, dass sich Böhmen längst von dem Importe aus Deutschland freigemacht hat und die Concurrenz mit allen Ländern aufnehmen kann.

Eine bemerkenswerthe Steigerung erfuhr der Consum des Zinkbleches, als es von den meisten der obengenannten Spänglereien zur Herstellung von Badewannen, Badestühlen, Douchetassen, Krügen etc. verwendet zu werden begann und alsbald grosse Badehäuser mit solchen ausgestattet wurden. Eine

336