Schliesslich sei noch des Zinkgusses gedacht, der, wenn er auch schon von früher her in Oester­reich gepflegt wurde, besonders anlässlich der Weltausstellung im Jahre 1873 mit sehr bemerkenswerthen Erscheinungen hervortrat, da die Baulichkeiten mit riesigen Quantitäten figuralen und architektonischen Schmuckes aus Zinkguss ausgestattet wurden, die grösstentheils aus den Giessereien von L. Lindstedt und A. M. Beschorner hervorgegangen waren. Grossartiges auf dem Gebiete der Zinkgiesserei haben auch die Lampenfabriken von R. Ditmar und Gebrüder Brünner, sowie die Firma Ludwig Faber geleistet. Die Lampenkörper der erstgenannten zwei Fabriken wetteifern in Schönheit und Eleganz mit einander und werden von keiner ausländischen Concurrenz übertroffen. Ueberaus reizend und künstlerisch, in jeder Beziehung vollkommen, sind die in der galvanoplastischen Anstalt von Ludwig Faber und ander­wärts angefertigten Gegenstände, Candelaber, Leuchter, Rauchrequisiten und zahllose andere stilvoll ausgeführten Arbeiten, von welchen man nicht annehmen würde, dass sie aus Zink gegossen wurden. Insbesondere hat dieses Metall eine wachsende Bedeutung für den Zinkguss erlangt, als es gelang, den Zinkgegenständen durch Ueberzüge ein bronzeartiges Ansehen zu geben. Da sich das Zink leicht löthen lässt und daher die complicirtesten Gegenstände aus vielen kleinen Gusstücken zusammengesetzt werden können, so ist es möglich, selbst grosse Figurengruppen, reich ornamentirte Kronleuchter u. v. A. zu überraschend billigen Preisen herzustellen. Da aber dieser Industriezweig in das Kunstgewerbe ein­zureihen ist und daher von anderer, berufenerer Seite erschöpfend behandelt werden wird, so sei hier auf ihn nur hingewiesen.

Der Metropole des Reiches gebürt das Verdienst, die Lehrmeisterin und Wegweiserin in allen Zweigen der Zinkwaaren-Industrie gewesen zu sein und durch ihr Beispiel in allen grösseren und kleineren Städten die Betriebsamkeit auf diesem Gebiete geweckt zu haben.

Zinn.

Im Zinnerzbergbaue hat einst Oesterreich unter den Ländern des europäischen Continents das Meiste geleistet, allein die Verarmung der Lagerstätten Hess schon um die Mitte unseres Jahrhunderts einen lohnenden Betrieb desselben nicht mehr zu, so dass die in älterer Zeit blühenden Zinnbergwerke am Rande des Erzgebirges, wie Schlaggenwald, Platten, Zinnwald, Abertham u. A. m. sämmtlich un­productiv geworden sind und nur Graupen bei Mariaschein nächst Teplitz noch heute ein dürftiges Dasein fristet. Die Zinnproduction, welche schon zu Anfang der Fünfzigerjahre auf wenige hundert Metercentner zurückgegangen war, hat sich seither nicht gehoben, und so ist denn mit dem zunehmenden Bedarfe der das Zinn verarbeitenden Industrien auch der Import unausgesetzt gestiegen. In den ersten Jahren jener Periode, die hier in Betracht kommt, beschränkte sich die Zinneinfuhr auf 2000- 3 ooo q, erhöhte sich aber stetig, ohne je zum Stillstände zu kommen, und erreichte in den letzten Jahren 3 o.ooo 33 .000 q. Der damit an das Ausland zu leistende Tribut wird aber dadurch aufgewogen, dass sich die heimische zinnconsumirende Metallwaaren - Industrie in einem hohen Grade zu entwickeln verstand und demzufolge der Import einer Reihe von Erzeugnissen wesentlich zurückgegangen ist oder ganz aufgehört hat. Dies ist freilich weniger in eigentlichen Zinnwaaren, wohl aber in anderen Artikeln der Fall, bei welchen das Zinn einen Hauptbestandtheil bildet. Die Zinngiesserei hat eben nur insoferne einen Aufschwung ge­nommen, als sich infolge der stetigen Vermehrung der Schankgewerbe der Bedarf an allerhand Zinn- gefässen, Zimenten, Krugdeckeln u. dgl. vergrössert hat. Zinngeschirre, Humpen, Zinnkrüge, Zinnbestecke, welche einst auf der Tafel des wohlhabenden Bürgers so beliebt- waren wie heute das Silber, sind fast ganz ausser Gebrauch gekommen; dagegen hat das Zinn neue Verwendungen, beispielsweise zu Gefrier­maschinen, Gefrorenesbüchsen u. dgl. und namentlich zur Herstellung von Syphons gefunden, welch letztere geradezu einen neuen Zweig der Zinngiesserei begründet hat, seitdem der Gebrauch des Soda­wassers allgemein geworden ist. Neben diesen neuen Artikeln hat die Erzeugung von Zinnmodeln für die Kerzenfabrication und andere Industrien einen ebenfalls durch die Entwicklung der Fabriksthätigkeit herbeigeführten Fortschritt zu verzeichnen. Aus der grossen Menge leistungsfähiger Firmen in all den gedachten Richtungen seien nur einige genannt, wie Stephan Baumann, Carl Heyer, Johann Gatter, Johann Tischler, Carl Pochtler in Wien, Johann Kosina in Prag, Johann Stegmanns Söhne in Budweis

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