u. v. A. Als Specialist in diesen Fächern galten früher auch Denk & Co. Die uralte Verwendung des Zinnes zu Orgelpfeifen ist naturgemäss beschränkt geblieben, doch ist nicht unerwähnt zu lassen, dass in diesem Zweige die Firma Hermann Kaufmann eines vorzüglichen Rufes geniesst und auch Brüder Brauner in Mährisch-Neustadt, Stephan Maueracher in Salzburg, Dunz in Graz, Jindrich Hornychs Söhne in Lomnitz in Böhmen, Brüder Rieger in Jägerndorf, Carl Neusser in Neutitschein gute Namen haben.

Die Aufzählung der eigentlichen Zinnfabrikate dürfte erschöpft sein, wenn noch der nicht un­

bedeutenden Fabrication von Zinnröhren, ferner der Kinderspielwaaren aus Zinn, denen aber neuestens aus anderen Metallen erzeugte Concurrenz machen, gedacht wird und der Zinnfolien Erwähnung geschieht, wie sie je nach ihrer Stärke zu Verschlusskapseln für Wein-, Bier-, Mineralwasser-, Liqueurflaschen und

zur Erzeugung von Stanniol für die Verpackung von Chocolade, Tabak, Bonbons, Thee etc. gebraucht

werden. Der Hauptsitz derlei gross angelegter Fabriken ist in Böhmen, wo sich als die bekanntesten Firmen Isaak S. Bloch in Hartmanitz, H. Oesterreicher in Wilhelmshof im Böhmerwalde, die Erste Egerer Stanniolfabrik Schell & Neffe in Alt-Lanzendorf, Masek in Klattau u. A. damit beschäftigen. Kleine Etablissements, die in Wien und Umgebung bestanden, haben sich allmälig aufgelöst. Insbesondere der Consum von Flaschenkapseln zum Verschlüsse von Mineralwässern und Weinflaschen ist ein sehr grosser. Zu dem letzteren Zwecke hat man auch die Verschlusskapseln, mit transparenten Lackfarben überzogen, eingeführt, welche ursprünglich H. Mandlich in Wien herstellte und jetzt von Anderen, namentlich von

G. Winiwarter in Gumpoldskirchen fort erzeugt w r erden.

Theils im metallischen Zustande, theils als Oxyd spielt das Zinn in noch anderen Fabrikszweigen eine grosse Rolle. Zunächst als Ueberzug auf Stahl und Eisenblech bei der Erzeugung des Weissbleches, welches früher aus England bezogen werden musste, jetzt aber in einer ganzen Reihe vorzüglich ein­gerichteter Fabriken so viel erzeugt wird, dass ein Export darin platzgreifen konnte.

Verzinnte Eisenblechgeschirre, Kochgeräthe, Feldflaschen, Menageschüsseln etc. werden in grossen Mengen im Heere gebraucht.

Sehr gross ist ferner der Consum der billigen, aus Eisenblech gepressten, mit Zinn überzogenen Esslöffel, welche namentlich von Carl Koch und F. J. Schneider in Neudeck, F. A. Kerls Erben, Franz

H. Kolb in Platten in Böhmen, Wilhelm Bachmann & Co. in Wien u. A. erzeugt und überallhin versandt werden. Ihrer Wohlfeilheit wegen reihen sich diesen Erzeugnissen die unter der Bezeichnung «Zinnstahl» auf den Markt gelangenden Essbestecke an, welche aus Zinn mit einer Stahlseele bestehen und namentlich aus der Berndorfer Metallwaarenfabrik in grossen Mengen hervorgehen.

Das Verzinnen wird auch an anderen leicht oxydirbaren Metallen, so aus hygienischen Rück­sichten an Gebrauchsgegenständen ' aus Kupfer (Messing und Bronze) vorgenommen, insbesondere an Bleiröhren für Wasserleitungen, deren an anderer Stelle gedacht worden ist. Verzinnte Drähte gelangen bei der elektrischen Beleuchtung zur Anwendung.

Ein anderer Artikel, in welchem es die österreichische Metallwaaren-Industrie aus kleinen Anfängen zu sehr ansehnlichen Leistungen gebracht hat, und der hier zu nennen ist, da bei seiner Erzeugung viel Zinn verbraucht wird, sind die emaillirten Gefässe. Ursprünglich in glasirten gusseisernen Geschirren bestehend, welche jedoch verhältnismässig zu schwer und anfänglich zu kostspielig waren, um grosse Verbreitung zu finden, verlegte man sich später auf die Emaillirung leichteren Gusses. Aber erst als man darauf übergieng, die Gefässe aus einem Stücke Blech zu stanzen, gewannen sie sich den Markt, was auch nicht ausbleiben konnte, da diese Gefässe die Vorzüge in sich vereinen, nicht zerbrechlich zu sein, leicht gereinigt werden zu können und zu ausserordentlich billigen Preisen feilgeboten zu werden. Diese Eigenschaften hatten denn auch zur Folge, dass heute die emaillirten Koch- und Wirthschafts- geschirre, Teller, Schalen, Kannen, Krüge, die in einer fast vollendeten Nachahmung des Porzellans, der Fayence und Majolica erzeugt werden, nicht nur die früher beliebten Kupferutensilien aus den Haus­haltungen bemittelter Familien verdrängt haben, sondern dass sie in der kleinsten Hütte an Stelle irdener Kochgeschirre zu finden sind. Das grösste Verdienst um die Entwicklung dieser Industrie hat sich die Firma F. W. Haardt und ihr damaliger technischer Leiter Fleischmann erworben, aus deren im Kahlen- bergerdörfel gelegenen Fabrik die emaillirten Kochgeschirre zuerst hervorgiengen. Die mit denselben erzielten Erfolge riefen bald eine grosse Anzahl anderer Unternehmungen gleicher Art ins Leben, unter

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