Beginn der Fünfzigerjahre wurde die Bronzewaarenerzeugung zumeist nur von Bronzegürtlern betrieben; ihre Entwicklung zur Industrie hängt mit der Erweiterung der grossen Städte, insbesondere mit der Schaffung des neuen Wien und mit der Gründung des österreichischen Museums für Kunst und Industrie zusammen, von dessen Fachschulen auch auf dem Gebiete der Bronzewaarenerzeugung mächtige An­regungen ausgegangen sind. Der Bedarf an einfacheren und reicheren Beschlägen für die vielen Neu­bauten, an Geräthschaften für die neuerstandenen Kirchen, an Lustern für Gas- und elektrisches Licht, hat seither einen kolossalen Aufschwung genommen. In Wien allein beschäftigt die Lusterfabrication gegen 800 Gehilfen und bringt Luster, Candelaber, Ampeln, Wandarme für öffentliche Gebäude, Restau­rants, Privatwohnungen, für Gas und elektrisches Licht in allen Stilarten und Varietäten der Farbe, wie vergoldet, versilbert, als cuivre poli, vernickelt zur Ausführung. Die ersten Firmen in diesem Industrie­zweige sind Hollenbachs Neffen, Dziedzinski & Hanusch (Rudolf Ermer), welche namentlich die feinen Beleuchtungskörper für die Monumentalbauten lieferten, dann aber auch Melzer & Neuhardt, Hess, Wolf & Co., die Productivgenossenschaft der Bronzearbeiter, Carl Oswald & Co., welche durchwegs grosse Betriebe unterhalten und den Export nach Serbien, Rumänien, Russland (wo die Firma Zeisser, Habiger & Comp, eine Filiale errichtet hat) cultiviren. Zur Verbreitung des guten Rufes der Wiener Bronzen haben auch Aug. Klein und andere Firmen durch ihre vortrefflich adjustirten Luxus- und Ge­brauchsartikel sehr wesentlich beigetragen. In grösseren Galanteriearbeiten ist Andreas Stingl, in billigeren, sogenannten Exportbronzen die Firma Ferdinand Mayer bezüglich ihrer Schreib-, Rauch- und Uhrgarni­turen zu erwähnen. In mit Oelfarben naturgetreu bemalten Bronzen nimmt als stärkster Exporteur die Firma Franz Bergmann den ersten Platz ein, doch sind auch Johann Holzinger, Anton Kolbinger u. A. sehr leistungsfähig. Artikel für Kirchen, wie Kreuze, Leuchter, Ampeln etc., erzeugen Franz Ludwig Adler, Carl Kossak, Brix & Anders; Militärartikel, wie Helme, Embleme, Cartouchen, Pressungen u. dgl. Ad. Müller & Sohn, Josef Zimbler und Josef Dobrowsky.

Einen hervorragenden Zweig der Metallwaaren-Industrie bilden die Schmuckwaarenfabriken, unter welchen die auf grossindustriellen Betrieb eingerichteten Fabriken von Thuriel & Bardach, Fried. Böhm & Sohn, Tobias Wilhelm (mit seiner Uhrkettenfabrik), Winter & Adler, Pick & Fleischner zu nennen sind, welche es mit ihren Bijouterien, Brochen, Uhrketten, Colliers, Metallknöpfen etc. nach langem Ringen zu einem bemerkenswerthen Exporte gebracht haben und den französischen Fabriken, sowie den Plätzen Hanau und Pforzheim starke Concurrenz bieten. In Bronzebeschlägen für Bauten und Waggonmontirungen ragt das fabriksmässig eingerichtete Etablissement von Jos. Grüllemeyer hervor. Schliesslich sei noch der zahllosen Gürtlerarbeiten für Pfeifen, Stöcke, Schirme, der Montirungen für Taschnerarbeiten, Albums, Teppichstangen etc. gedacht. Die österreichische Bronzewaarenfabrication hat sich durch ihre geschmack­vollen Entwürfe und deren exacte Ausführung einen Weltruf erworben; den umsichtigen und fürsorg­lichen Bestrebungen ihrer Pfleger ist es Vorbehalten, sie zu weiterer Entfaltung zu bringen, wobei ins­besondere auf die kräftige Unterstützung des Staates, vornehmlich bezüglich der Schaffung und Dotirung von Fachschulen gerechnet werden muss.

In den anderen Städten des Reiches hat eine selbständige Bronzewaarenfabrication in ähnlich grossem Umfange sich nicht entwickeln können, weil fast der ganze Provinzbedarf theils von Wien, theils von dem Deutschen Reiche und Frankreich gedeckt wird. In Lustern für Gas- und elektrisches Licht haben einige Wiener Firmen, wie Zeisser, Habiger & Co., Carl Oswald & Co. Filialen in der Provinz, andere Firmen halten bei auswärtigen Installateuren und elektrotechnischen Anstalten Commissionslager, während alle Sorten Bronzebeschläge, Galanterieartikel, Möbelartikel, Nippes etc. durch die grösseren und kleineren Provinzkaufleute zum Vertriebe gelangen. Es bestehen aber auch einige Firmen, die sich in ihren speciell cultivirten Zweigen von kleinen Anfängen zu bemerkenswerthen Fabriksbetrieben ausgestaltet haben, wie beispielsweise J. Stegmans Söhne in Budweis, Balduin Hellers Söhne in Teplitz, welche neben anderen Artikeln auch allerhand Bronzewaaren erzeugen, Glockengiesser Samassa in Laibach, der nebstdem ebenfalls die Fabrication von verschiedenen Bronzeartikeln betreibt, Ed. Födinger in Gmunden für Kirchenartikel und Gürtlerwaaren und die von seinem Sohne kürzlich dort eingerichtete Bronzegiesserei u. s. w., die alle ob ihrer geschmackvollen und soliden Arbeiten ein verdientes Renommée gemessen. Nicht unerwähnt darf schliesslich unsere wohl grösste Glockengiesserei von Peter Hilzer in Wiener-Neustadt bleiben.